Die Menschen hinter der Statistik
Feuerwehrchef René Schubert stellte gestern Abend den Jahresbericht seiner Leute vor — mit neuer Rekordzahl.
Die Zahlen, die Feuerwehrchef René Schubert gestern Abend bei der Wehrversammlung im Stadttheater der Öffentlichkeit präsentierte, lesen sich beeindruckend: 16 062 Einsätze absolvierten die Kräfte der Berufsfeuerwehr und die Mitglieder der ehrenamtlichen Löschzüge in 2014. Eine Menge Holz — im wahrsten Sinne des Wortes, denn das Einsatzereignis war Pfingststurm Ela, mit dem die Feuerwehr nahezu acht Tage am Stück beschäftigt war. „Rund 1000 Einsätze haben wir in dieser Zeit abgearbeitet“, bilanzierte Schubert: „Ich kann allen Beteiligten und vor allem den vielen Arbeitgebern, die unsere freiwilligen Kräfte in diesen Tagen freigestellt haben, nicht genug danken.“ Glücklich schätzen konnten sich die Einsatzkräfte und die Ratinger, dass es keine Schwerverletzten nach diesem Mega-Unwetter gab.
Und sie sind unter anderem die Gesichter hinter der Statistik, die beiden Feuerwehrfrauen Nicole Blasberg und Nathalie Bähr. Während Bähr bei der Berufsfeuerwehr seit 2009 im Dienst steht, ist ihre Kollegin ehrenamtlich im Löschzug Lintorf aktiv. „Ich bin durch meine Familie zur Feuerwehr gekommen und dann 2006 zuerst in die Jugendfeuerwehr eingetreten“, so die 21-jährige Lintorferin, die eine Ausbildung zur Erzieherin absolviert.
Nathalie Bähr wollte als Jugendliche Staatsanwältin werden, entschied sich aber für eine Laufbahn unterm Blaulicht: „Über den Schulsanitätsdienst bin ich zum Rettungsdienst gekommen und habe so die ersten Kontakte zur Feuerwehr gekommen“, sagt sie. Dass sie dabei in der Regel um die zehn Tage im Monat 24 Stunden von Zuhause weg ist, stört die 29-Jährige nicht: „Das ist unter anderem etwas, was ich an dieser Arbeit so mag. Es klingt vielleicht wie ein Klischee, aber wir sind hier wirklich so etwas wie eine Familie, weil wir so viel Zeit miteinander verbringen. Da fühlt man sich sogar ein Stückchen Zuhause.“
Die Kameradschaft ist es auch, die Nicole Blasberg so sehr fasziniert: „Die ist wirklich klasse. Und besonders gefällt mir, dass ich als Frau mit meiner Leistung anerkannt werde.“ Und fügt schmunzelnd hinzu: „Auch wenn mal der eine oder andere raue Ton fällt. Aber das gehört einfach dazu.“
Das kennt auch Nathalie Bähr: „Aber ich weiß ja, wo ich arbeite“, sagt sie lachend. Ob sie lieber im Rettungsdienst oder im Brandschutz eingesetzt ist? „Das macht für mich keinen Unterschied. Ich könnte mich nicht dafür entscheiden, was ich lieber machen würde.“
Auch wenn der Job manchmal stressig und sehr belastend sein kann, bereut hat sie ihre Berufsentscheidung nicht: „Ich habe einen Job, der spannend und abwechslungsreich ist, kann Menschen helfen und muss mich dazu innerhalb kurzer Zeit auf immer neue Situationen einstellen.“ Das unterscheidet die hauptamtliche Feuerwehrfrau nicht von der ehrenamtlichen —nur mit dem Unterschied, dass Nicole Blasberg von Zuhause oder unterwegs zur Lintorfer Wache fährt, wenn ihr Melder geht: „Da weiß man auch nie, was einen erwartet, Man hört ein kurzes Stichwort und dann geht es los.“
Für Wehrchef Schubert ist das Ehrenamt unverzichtbar: „Entscheidend für unsere Leistungsfähigkeit bleibt die Personalstärke. Auch wenn wir 104 Berufsfeuerwehrleute haben, ohne die 464 Freiwilligen wäre es sehr schwer, die Schutzziele, die uns der Brandschutzbedarfsplan vorgibt, einhalten zu können.“ Im Gegensatz zum allgemeinen Trend gibt es bei der Feuerwehr Ratingen keinen Rückgang im Ehrenamt: „Wir konnten unsere Zahlen halten“, so Schubert.