Die Ratinger Tafel muss umziehen
Die aktuellen Räumlichkeiten reichen hinten und vorne nicht. Die Organisatoren suchen seit einem Jahr — vergeblich.
Ratingen. Seit einem Jahr sucht Ingrid Bauer, ersten Vorsitzende der Ratinger Tafel, händeringend nach neuen Räumen. Bislang vergeblich. Alle Angebote, meist Hallen, seien „absolut nicht bezahlbar“, sagte sie gestern. Mittlerweile sind die Ehrenamtler so weit, dass man auch ein Grundstück sucht, um dort eine Leichtbauhalle in Eigenregie, vielleicht mit Hilfe des örtlichen Handwerks, zu errichten.
Ingrid Bauer, Ratinger Tafel
Derzeit ist die Ratinger Tafel, deren 130 ehrenamtliche Mitarbeiter wöchentlich insgesamt etwa 1000 Personen inklusive der Familien versorgen, in der ehemaligen Bücherei der katholischen Kirchengemeinde an der Grütstraße untergebracht. 160 Quadratmeter auf zwei Ebenen stehen zur Verfügung. Als Lagerräume gibt es zwei Keller und eine Garage. Die Geschäftsstelle des rührigen Vereins ist seit einem Jahr nebenan im Haus des CVJM untergebracht.
Zweimal in der Woche bilden sich lange Schlangen auf der Grütstraße, bei Wind und Wetter müssen die Menschen warten. Zwischen 350 und 450 Personen holen dort für sich und ihre Familien Lebensmittel, die von 33 Geschäften, Supermärkten und Bäckereien stammen. Die Ratinger Tafel sammelt überschüssige Ware ein, die in der Regel kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums gespendet werden. Etwa acht bis neun Tonnen Lebensmittel kommen so wöchentlich zusammen, die sortiert und gelagert werden müssen. Während der Woche, von Montag bis Samstag, sind die ehrenamtlichen Helfer mit zwei Fahrzeugen pausenlos unterwegs, um die Waren einzusammeln.
„Wir benötigen mindestens etwa 400 bis 500 Quadratmeter“, so Bauer. Ob der Bahnhof Ost tatsächlich in Frage komme, wie dies mal diskutiert wurde, bezweifelt sie inzwischen. Die Stadt müsse etwa 1,5 Millionen Euro für Umbau und Sanierung investieren. Alle bisher angebotenen Hallen seien mit Quadratmeterpreisen ab 6,50 Euro viel zu teuer für den Verein. Da sei man schnell bei jährlichen Kosten von 60 000 Euro und mehr. Bauer betont: „Das ist absolut nicht finanzierbar.“ Bei der Kirchengemeinde sei man gratis untergekommen. Weil die bisherige Suche ergebnislos geblieben sei, schaue man sich nun auch nach einem Grundstück um. Am besten in Erbpacht, um das überhaupt finanzieren zu können. Größe: etwa 400 bis 500 Quadratmeter. Darauf könne man eine Leichtbauhalle bauen, ähnlich wie bei großen Discountern auf der grünen Wiese.
Beim Bau und Ausbau, da ist sich Bauer sicher, könne sie bestimmt aufs Ratinger Handwerk zählen. Doch die Suche nach einer fertigen Halle oder entsprechend großen Räumen geht unvermindert weiter. Eine Busanbindung wäre gut, ein Aufenthaltsraum für die Wartenden wäre auch wünschenswert: Ingrid Bauer will die vielen Menschen, die in Ratingen so dringend Hilfe benötigen, nicht im Regen stehenlassen. Die Ratinger Tafel finanziert sich ausschließlich über Spenden von Privatpersonen, Firmen und Fördermitgliedern.
www.ratinger-tafel.de