Ein Bauer und sein Kampf um eine Halle

2007 brannte eine große Scheune in Meiersberg ab. Der Landwirt bemüht sich seit Jahren um den Wiederaufbau.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. An diese Rauchsäule erinnern sich noch heute viele Homberger: Am frühen Abend des 24. April 2007 stand plötzlich an der Meiersberger Straße eine Scheune in hellen Flammen. Mitglieder einer Band, die dort probte, konnten sich in letzter Sekunde aus dem Inferno retten.

Für Eigentümer Alfons Kuhles, Landwirt vom Gut Artzberg, begann danach ein mühsamer Kampf um den Wiederaufbau. Die bürokratischen Mühlen erwiesen sich als zäh, bis heute ist Kuhles kein Stück weiter. Auch mit der Versicherung liegt er weiterhin im Clinch, weil die nicht zahlen will.

Über die vielen Jahre hat Kuhles in einem Standortsuchverfahren immer wieder versucht, für den Aufbau einer Halle, die er für seinen Betrieb nach eigenen Angaben lebensnotwendig braucht, eine Genehmigung zu bekommen.

Alle Einzelheiten dieses Verwaltungsaktes zu beschreiben, würde locker ein Buch füllen. Allerdings hatte Kuhles auch immer wieder kleinere Versionen beantragt: So wollte er zuletzt nur noch eine kleine Halle direkt neben der Brandstelle errichten und hat dafür nach eigenen Angaben sogar für viel Geld Land getauscht.

Die Brandursache wurde nie geklärt, neben der Halle wurden auch 250 Ballen Heu und Stroh, ein Mähdrescher und eine Ballenpressmaschine sowie einige untergestellte Wohnwagen ein Raub der Flammen, das Gebäude brannte vollständig nieder. Die Halle stammt aus dem Jahr 1960 und war einst ein Lager des Katastrophenschutzes für den Kriegsfall, erinnert sich Kuhles.

Er hat den 85 mal 30 Meter großen Bau nach dem Fall der Mauer gekauft. Einst wurden dort, streng bewacht, unter anderem in großen Kühlräumen Medikamente für den Atomkrieg, wie beispielsweise Jod, gelagert.

Für den Wiederaufbau gab es recht früh einen positiven Vorbescheid, aber die Versicherung wolle ja nicht zahlen. Mit einer Ersatzhalle taten sich die Bürokraten jedoch von Anfang an schwer. Der Oberen Bauaufsichtsbehörde Kreis Mettmann war die Entfernung zum Hof, etwa 600 Meter, ein Dorn im Auge. Das sei zu weit und ergebe keinen „funktionalen Zusammenhang“, was die Funktion des „Dienens“ nicht erfülle. Alternative hofnahe Standorte, wie von Kuhles vorgeschlagen, kamen für die Verwaltung aus denkmal- und landschaftschutzrechtlichen Gründen nicht in Frage.

Der Kreis bat das NRW-Bauministerium um Rat und bekam von dort Rückendeckung: Die geplante landwirtschaftliche Mehrzweckhalle sei zu weit entfernt vom Hof, obwohl sie direkt am einzigen Zugang, dem Artzbergweg, liegen würde.

Nun hatte Kuhles aber noch eine Photovoltaik-Anlage auf dem neuen Hallendach geplant — so wie auf dem Hof auch. Auch die Möglichkeit, seine Erfindung, eine Maschine, die aus Mist Kohle erzeugt, dort laufenzulassen, wollte er sich offenhalten.

Das Teil wird seit längerer Zeit am Niederrhein erfolgreich im Testlauf betrieben. Eine stark besetzte Delegation von Stadt, Kreis, Bezirksregierung und Ministerium traf sich im vergangenen Frühjahr auf der Brandstelle, schickte Kuhles mit Hinweis auf die „nichtöffentliche Sitzung“ weg und befand, dass eine „Halle für Anlagen zur vorrangigen Gewinnung von elektrischer Energie für die öffentliche Versorgung, mit überörtlicher Bedeutung“ geplant sei.

Kuhles: „Ich bin jetzt völlig vom Glauben abgefallen.“ Denn diese Formulierung bedeutet etwas ganz Anderes als die von ihm beantragte „landwirtschaftliche Nutzung mit Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien“ — nämlich eine klassische Anlage zur öffentlichen Energieversorgung, und die ist gemäß des Gebietsentwicklungsplanes (GEP) von 1999 dort nicht genehmigungsfähig. Kuhles: „Mit dieser Vorlage hat man ein neues Fass aufgemacht.“