Ein Festival für Feierwütige
Ratingen. „Theoretisch würde ich gerne mal rumlaufen“, sagte Sandra Weißenborn. „Aber ich bin froh, dass ich einen Platz gefunden habe“, führte sie mit Blick auf das fröhliche Gedränge aus.
„Strategisch gut“ hatte sie sich mit Blick in Richtung Band in der Nähe einer Bierversorgungsstation platziert.
Gab es beim Auftakt des sechsten Ratingen-Festivals am Freitagnachmittag, das Damentrio The Silverettes hatte die Bühne geentert, noch weite Lücken im Publikum — „kommt ruhig näher, wir fühlen uns sonst einsam“, forderte eine der Rockabilly-Frauen -, füllte sich der Marktplatz im Verlaufe des Abends bis sprichwörtlich kein Blatt Papier mehr zwischen die Leute passte.
Reinhard Engels, Besucher
Soul Elements und Tamara spielten quasi vor ausverkauftem Haus. „Egal, wer da oben Musik macht. Hauptsache, die Stimmung ist gut“, lautete Reinhard Engels Partymotto. Und was das anging, gab es „keine Luft nach oben“, wie Andreas Hermit lobte. Stand bei vielen Besuchern die Partytauglichkeit als wichtigster Aspekt des Festivals im Mittelpunkt — und die war mit dem Topact Goodfellas, Stomping Polly mit der stimmgewaltigen Sängerin Paulina sowie After-Show-Partys im Bürgerhaus gegeben — nutzen andere ihren Besuch als ausgiebigen Spaziergang entlang verschiedener Stände mit kulinarischem Angebot.
„Wir haben uns vorgenommen, von allen Spezialitäten zu probieren“, sagten Heiko und Angelika Fuhr. Zwischen Sir Ottos Risotto, Hot Dogs und Tapas „fiel die Wahl schwer“. Pragmatischer ging Reinhard Engel vor. „Ich checke, wo die kürzeste Schlange ansteht. Das gilt für Essen wie Getränke.“ Und wenn er schon seine Wildschweinbratwurst bestellen konnte, orderte er gleich ein Doppelpack. „Das spart Zeit.“
Als Festival mit vielen Gesichtern präsentierte sich die Veranstaltung auch durch die Familientauglichkeit. Auf dem Platz am Alten Steinhaus, ausgeschildert als „Fun 4 Kids“, konnten kleine Schlaumeier ihr Wissen beim Märchenquiz unter Beweis stellen. Außerdem gab es Geschicklichkeitsübungen, das obligatorische Mal- und Bastelangebot fehlte ebenso wenig.
Belohnt wurden Flaneure. Sie trafen immer mal wieder auf wundersame Schreitvögel. Hinter den fantasievollen Gebilden im Straußenkostüm verbarg sich Björn de Vils Stelzentheater. „Die will ich anfassen“, quengelte Alina (vier Jahre). Ganz leicht wurde ihr das nicht gemacht. Denn die frechen Schreitvögel wollten spielen und machten Quatsch.