Einbrecher ruft die Polizei an
Ein Anwohner erwischt den Täter in einem Keller und schließt einfach den Raum ab.
Ratingen. Dass eine Polizeisprecherin nach Bekanntwerden des aktuellen Falles zunächst schallend gelacht haben soll, ist längst kein Gerücht mehr. Diese Geschichte gehört ganz gewiss zu den kuriosesten Fällen, die sich im Bereich der Kreispolizeibehörde Mettmann bisher ereignet haben. Und sie spielt in Ratingen — und zwar im Stadtteil West.
Es ist der vergangene Mittwoch, gegen 23.30 Uhr. Ein Zeuge hört aus dem Kellergeschoss eines Mehrfamilienhauses an der Brandenburger Straße verdächtige Geräusche. Da es immer wieder zu Aufbrüchen in diesem Bereich kommt, will der 39-jährige Mann nach dem Rechten sehen. Und er wird fündig.
In einem aufgebrochenen Raum sieht er eine männliche Person, die diverse Gegenstände in eine Tasche packt. Dem Anwohner gelingt es, den Keller abzuschließen. Allerdings hat er kein Handy. Und so sagt er dem Täter, dass er zur Not bis zum Morgen mit ihm zusammen im Keller bleiben und warten wird — bis Hilfe eintrifft. Was macht der Einbrecher? Der hat offenbar gar keine Lust, in diesem Verlies zu verweilen. Er ruft selbst die Polizei, per Handy natürlich.
Einsatzkräfte nehmen den Mann, einen 35-jährigen Ratinger, fest. Bei einer ersten Vernehmung gibt er die Tat zu. Hat sich der Anwohner richtig verhalten? Die Polizei sagt: ja und nein. Auf der einen Seite habe der Mann entschlossen gehandelt, andererseits wisse man nicht, wie der Täter in Drucksituationen reagiert, welche Vorgeschichte er hat. Weitere Informationen zum Festgenommenen will die Polizei mit Blick auf die laufenden Ermittlungen nicht herausgeben.
Die Zahl der Einbrüche steigt in diesen Wochen angesichts der dunklen Jahreszeit deutlich an, sozusagen eine saisonbedingte Tatsache. Delikttypisch — dieses Wort fällt bei der Polizei deshalb auch sehr häufig. Der Begriff bedeutet: Die Einbrecher gehen entschlossen vor, also sehr zielgerichtet. Die Polizei bestätigt den sprunghaften Anstieg der Fallzahlen. Städte wie Ratingen und Langenfeld (mit gutem Autobahnanschluss) seien besonders betroffen. Es gehe vor allem darum, Häuser und Wohnungen gut zu sichern, so auch mit Hilfe von Zeitschaltuhren: Beleuchtung sei besonders wichtig. Zudem sei eine gute Nachbarschaft ein guter Schutz. „Unbekannte, die nicht zur Straße gehören und sich dort länger aufhalten, sollte man aus der Anonymität holen und ansprechen“, so der Tipp der Polizei.
Rein statistisch gesehen, hat sich die Lage über einen längeren Zeitraum allerdings etwas entspannt. 635 Wohnungseinbrüche verzeichnete die Kreispolizei in den ersten sechs Monaten dieses Jahres, immerhin 30 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum (920).
Die Aufklärungsquote lag bei 31,81 Prozent. Auch das ist eine deutliche Verbesserung im Vergleich zur ersten Hälfte 2013 (19,67 Prozent). „Trotzdem sind wir noch auf einem hohen Niveau“, sagt Kriminaldirektor Johannes Hermanns. Die Polizei habe ein ganzes Bündel von Maßnahmen geschnürt, um gegen die Einbrecher vorzugehen. Und manchmal wird der Bürger auch selbst aktiv — wie im Fall des eingesperrten Einbrechers.