Wie ist das vergangene Jahr beim Kinderschutzbund
gelaufen?
Rita Marketa Trudslev über Fallzahlen beim Kinderschutzbund „Probleme wurden weniger sichtbar“
Interview | Ratingen · Die Fallzahlen beim Kinderschutzbund Ratingen sind gesunken. Der Rückgang sei bedingt durch die Corona-Pandemie, wie die Vorstandsvorsitzende des Ortsvereins erklärt. Im Interview spricht sie über die Situation.
Das Jahr 2020 mit der Corona-Pandemie hatte auch den Kinderschutzbund getroffen. Mit hohen Aufwänden und großer Flexibilität konnten die Mitarbeiter die Arbeit zum Wohle Ratinger Kinder aufrecht erhalten. Im Interview spricht Rita Marketa Trudslev, Vorstandsvorsitzende des Kinderschutzbundes in der Stadt, über die Situation.
Rita Marketa Trudslev: Unsere Mitarbeiterinnen in der Düsseldorfer Straße haben, solange die Kontaktbeschränkungen dauerten, von zu Hause gearbeitet. Per Mail oder Telefon waren sie für alle, die Hilfe benötigten, zu erreichen und teilweise wurden die Beratungen telefonisch durchgeführt. Sobald es Lockerungen gab, wurden auch wieder in den Räumen an der Düsseldorfer Straße 79 Termine durchgeführt selbstverständlich unter Einhaltung der AHAL-Regeln. Auch der Begleitete Umgang konnte nach den Lockerungen im Sommer wieder aufgenommen werden. Zum Ende des Jahres wurden Kontakte, wann immer möglich, wieder eingeschränkter.
Wie hat sich die Pandemie auf die Fallzahlen
ausgewirkt?
Trudslev: In der Anlaufstelle waren sie niedriger als in den vorangegangenen Jahren. Besonders im Bereich „Gewalt in Familien“ kamen wesentlich weniger Meldungen rein. Unsere Mitarbeiterin führt dies darauf zurück, dass die Schulen geschlossen hatten. Der fehlende Face-to-face-Kontakt führt dazu, dass Probleme weniger sichtbar werden und dadurch auch weniger beim Kinderschutzbund ankommen. Auch in der Beratungsstelle sind die Fallzahlen gesunken. Im Lockdown konnten beziehungsweise können Beratungs- und Therapietermine, die eine persönliche Präsenz verlangen, nicht durchgeführt werden.
Gibt es noch
Hausaufgabenbetreuung?
Trudslev: Die Hausaufgabenbetreuung wurde zunächst digital per Skype oder Videotelefonie durchgeführt. Unsere Ehrenamtlichen haben das toll hinbekommen. Und Silke Dandin hat das Ganze sehr gut organisiert. Als absehbar war, dass Hausaufgabenbetreuung auch wieder an der Schule stattfinden konnte, wurden Spukschutzwände gebaut, Masken und Desinfektionsmittel angeschafft und die Gruppen so eingeteilt, dass sich nur Kinder aus einer Klasse mit dem nötigen Abstand zueinander in einem Raum aufhielten. In den Sommerferien konnten die Klassenräume der Schule nicht genutzt werden. Aber einige Kinder mussten noch den während des Lockdowns verpassten Stoff nachholen. Also wurde der Familientreff dafür benutzt, um mit Kleinstgruppen von Kindern während der Ferien zu üben. Als es Mitte Dezember wieder zum verschärften Lockdown ging, wurde wieder digital geholfen bis die Ferien anfingen. Dank an Silke Dandin und unsere Ehrenamtlichen!
Wie lief die Arbeit im Familientreff weiter?
Trudslev: Nachdem der Familientreff zunächst ganz geschlossen werden musste, ging es dann im Sommer mit eingeschränktem Betrieb wieder weiter. Allerdings ist dort die Zahl der anwesenden Kindern begrenzt und sie müssen sich bei unserer Mitarbeiterin Malika Hilmi vorher anmelden. Solange es das Wetter zuließ wurde meistens zum Spielen nach draußen gegangen. Die Krabbelgruppen haben wir leider bis auf weiteres einstellen müssen. Mit dem harten Lockdown im Dezember mussten wir den Familientreff wieder schließen. Eine Adventsfeier gab es nicht.
Gab es denn eine Mitgliederversammlung?
Trudslev: Corona zum Opfer gefallen ist auch die Mitgliederversammlung. Der erste ins Auge gefasste Termin im April konnte wegen des Lockdowns nicht stattfinden. Im Sommer war es schwierig eine geeignete Räumlichkeit zu finden. In unserem Versammlungsort im Seniorentreff Süd durfte keine fremde Versammlung stattfinden. Der erneut anvisierte Termin am 9. Dezember 2020 im kleinen Stadthallensaal fiel wieder dem Lockdown zum Opfer.