Flughafenparker sind abgeschreckt

Die Maßnahmen im Stadtteil brachten einen ersten Erfolg. Die Anwohner blieben von den befürchteten Verwarnungen verschont.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. „Abzocke“, „Geldmacherei“ — das waren noch die harmlosesten Wörter, die sich vor allem in den sozialen Netzwerken finden ließen, nachdem das Ordnungsamt vor rund drei Wochen nahezu das gesamte Tiefenbroicher Gebiet zur 23-Stunden-Parkscheibenzone erklärt hatte. Überall wiesen entsprechende Schilder darauf hin. „Wir hatten keine andere Möglichkeit in der Kürze der Zeit, um auf die massive Zahl von Flughafenparkern im Stadtteil zu reagieren“, erklärt Frank Mendack, Ordnungsdezernent im Rathaus. Und zumindest der Erfolg gibt ihm und seinen Kollegen vom Ordnungsamt Recht.

Denn noch bevor die Ferien zu Ende waren, hatte sich diese Maßnahme bei den dubiosen Firmen herumgesprochen, viele Autos waren weg. „Aufgrund dieses Ergebnisses und des Endes der Ferien haben wir die Schilder nun wieder abbauen lassen, alles ist wieder beim Alten“, sagt Mendack: „Seit wir diese Schilder aufgestellt haben, hat sich die Situation deutlich verbessert.“ Rund 150 Verwarnungen gegen Fremdparker hat die Stadt geschrieben — keine gegen Anwohner. Dazu kommen noch einmal rund 20 Schleppmaßnahmen. Laut Mendack wurden alle Verwarnungen und auch die jeweiligen Kosten für das Abschleppunternehmen, die der Fahrzeughalter tragen muss, anstandslos bezahlt.

„Wir wissen aber von einigen Betroffenen, dass sie zivil- oder strafrechtlich gegen die entsprechende Parkfirma vorgehen wollen“, so der Dezernent. Sein Vorgänger im Amt, Rolf Steuwe, hatte im Sommer 2014, als das Problem zum ersten Mal so massiv auftrat, die Situation mit dem Wettrennen vom Hasen gegen den Igel verglichen: „Wir müssen immer versuchen, schneller zu sein mit unseren Maßnahmen als die Firmen.“

Das hat in Tiefenbroich in diesem Sommer nicht geklappt. Ausgehend von einem angemieteten Parkplatz in einem Gewerbegebiet wurden die Autos der nichtsahnenden Urlauber nahezu im ganzen Stadtteil abgestellt. „Unsere Maßnahme hat sich jetzt herum gesprochen, wir beobachten, wie sich das weiter entwickelt“, sagt Mendack.

Da dafür bis zur nächsten Urlaubsperiode jetzt erst einmal etwas Zeit ist, soll es auch eine Lösung für die Anwohner geben, die sich große Sorgen gemacht hatten. „Ich habe unzählige Gespräche mit Beschwerdeführern gehabt und ihnen unsere Maßnahme erklärt. Unser Außendienst ist dort mit großem Augenmaß vorgegangen“, sagt Mendack. Immer wieder sei dabei — wie auch in den sozialen Netzwerken im Internet — das Thema Anwohnerparkausweise aufgekommen.

Das Problem hierbei: Es müssen enge gesetzliche Vorgaben erfüllt werden, um ein Wohngebiet in eine solche Zone zu verwandeln, was ohnehin nur mit Beschluss des Rates ginge. „Diese Vorgaben sind in Tiefenbroich leider nicht erfüllt“, weiß der Dezernent, der viele Anfragen von Radio- und Fernsehsendern zu dem Thema hatte.

Zuletzt hatten sich Tiefenbroicher Bürger an den Westdeutschen Rundfunk (WDR) gewandt und um Hilfe gebeten, weil sie sich ungerecht behandelt fühlten von der Ratinger Stadtverwaltung. Das Problem sei jetzt erst einmal gelöst, betonte der Ordnungsdezernent Frank Mendack. Die entsprechenden Straßenschilder wurden inzwischen eingelagert — und kommen vielleicht schon in den nächsten Sommerferien wieder zum Einsatz.