Für abgesagtes „Open West“ wird weiterhin geworben
Der verkaufsoffene Sonntag findet nicht statt. Dennoch hängen noch mehrere Plakate aus.
Ratingen-West. Im Internet wird teilweise noch Werbung für den verkaufsoffenen Sonntag gemacht, der ursprünglich an diesem Wochenende in West über die Bühne gehen sollte, jedoch kurzfristig abgesagt wurde. Doch bis auf das Oktoberfest der KG Angergarde und einen Trödelmarkt läuft am Sonntag in West nichts. Jedenfalls werden keine Geschäfte geöffnet. Und das erstmals seit etwa 20 Jahren — so lange gab es den beliebten Aktionstag Open West.
Bei Facebook machte gestern ein Händler seinem Ärger Luft: Ein Open-West-Plakat hatte er ausgerechnet in Tiefenbroich gesichtet, und auch der Discounter Netto habe noch Werbung für den verkaufsoffenen Sonntag gemacht. Sebastian Lausch von Johann + Wittmer, hatte als Mitorganisator davon Wind bekommen. Was auch immer dort gehangen habe, von ihm seien die Plakate nicht. Generell sei es aber schwierig, bei großen Ketten einen Verantwortlichen an die Strippe zu bekommen, sagte Lausch.
Das Netto-Plakat, das gestern bei Facebook gepostet wurde, stammt aus dem Internet von einer Werbe-Seite: Dort war es tatsächlich noch gestern online. Und selbst auf den Seiten der Stadt Ratingen fand Lausch gestern noch eine nicht mehr aktuelle Auflistung der ursprünglichen geplanten verkaufsoffenen Sonntage. Er informierte Nina Bauer vom Ratinger Stadtmarketing.
Manuela Kessler, Vorsitzende der Werbegemeinschaft City-Kauf in der Innenstadt, zollte den Kollegen in West großes Lob. Kritik gebe es aber oft gerade von denjenigen, die sich nicht in einer Gemeinschaft engagierten. Auch Lausch verwies auf den eher losen Verbund von Händlern. Das reiche nicht aus, um erfolgreiche Lobby-Arbeit zu machen. In diesem Fall komme hinzu, dass die Absage sehr kurzfristig erfolgt sei: „Dass sich die Gesetzeslage so schnell ändert, hätten wir Anfang des Jahres nicht gedacht.“ Auch Bemühungen der Stadt, den Aktionstag irgendwie noch stattfinden zu lassen, fruchteten letztendlich nicht, so Kessler. Auch sie hatte bei den Vorbereitungen zum eigenen Bauernmarkt mit verkaufsoffenem Sonntag erheblich mehr Aufwand beim Antragstellen: Neuerdings werden mehr oder minder exakte Besucherzahlen verlangt. Die Veranstaltung muss mehr Besucher anlocken, als es die Geschäfte allein täten. Doch wenn nebenan große Ketten öffnen, dürfte sich das Verhältnis schnell umkehren — und den verkaufsoffenen Sonntag ins Wanken bringen.
Für das kommende Jahr sieht Lausch daher eher schwarz: „Solange die Regelungen nicht geändert werden, muss Open West wieder ausfallen. Es gibt keine Alternative.“ Bekanntlich hatte die Gewerkschaft Verdi erfolgreich gegen die Stadt Velbert geklagt, die ein Mini-Kinderfest als Anlass für einen verkaufsoffenen Sonntag abgesegnet hatte. In dem vielbeachteten Urteil, so Lausch, sei auch die Rede von maximal 800 Metern im Umkreis der jeweiligen Aktion: Das sei in West, wo die einzelnen Geschäfte sehr weit auseinanderliegen, schlicht nicht machbar.
Derzeit wird noch über den offenen Sonntag in Hösel verhandelt. Er ist geplant für den 4. Dezember zum Nikolausfest. Auch dort bahnt sich Ärger an, weil ein kleiner Laden, der etwas abseits vom Hösel-Center liegt, gerne mitmachen würde, wie zu hören ist. Und für den 11. Dezember war ursprünglich auch ein verkaufsoffener Sonntag für das gesamte Stadtgebiet mit Ausnahme von Hösel geplant. Der dürfte sich nun auch erledigt haben. Auch dabei war Lausch federführend gewesen.