Geld arbeitet fürs Gemeinwohl

Die Stadt Ratingen beteiligt sich mit 75 000 Euro an der Bürgerstiftung. Im Herbst soll sie offiziell an den Start gehen.

Ratingen. Die Dumeklemmerstiftung hat eine weitere wichtige Hürde genommen. In seiner jüngsten Sitzung sprach sich der Haupt- und Finanzausschuss des Rates dafür aus, die Bürgerstiftung mit 75 000 Euro aus dem Stadtsäckel zu unterstützen. Damit ist die für eine Eintragung in die Stiftungsrolle notwendige Summe von 50 000 Euro deutlich überschritten. „Wir hoffen, dass wir im Oktober richtig starten können“, sagt Gründungsmitglied Erhard Raßloff (62). Der Leiter des Ratinger Sozialamtes berät die Stiftung, die sich vornehmlich um jene kümmern will, die auf fremde Hilfe angewiesen sind. Da aber auch im eigentlich wohlhabenden Ratingen die Geldquellen nicht endlos sprudeln, soll die Bürgerstiftung einspringen, wo die öffentliche Hand leer ist.

Die Idee ist ebenso einfach wie bestechend: Bürger geben Geld, das Geld wird angelegt, und mit den Zinsen geschieht Gutes. So leicht ist das, und so schwer. Denn ehe Bürger Geld an eine Stiftung geben können, müssen viele gesetzliche Klippen umschifft werden. Dass die Gründer der Dumeklemmerstiftung sich fachlichen Rat von Rechtsanwälten und Steuerberatern gesichert haben, spricht für die Komplexität des Vorhabens. „Ganz unkompliziert ist das wirklich nicht“, sagt Raßloff.

Aber wo ein Wille ist, da ist auch ein Weg. Und das Wichtigste sind ohnehin die Bürger, die der Stiftung Leben einhauchen. Von denen haben die organisierten Dumeklemmer bereits ein paar Handvoll gefunden. 15 000 Euro waren schon auf dem Konto, ehe die Stadt am Dienstag ihre Schatulle öffnete. Nun sind es 90 000 Euro. Mit deren Zinsen lassen sich vielleicht schon ein paar kleinere Projekte unterstützen. Denn das schafft Öffentlichkeit und die wiederum öffnet die Portemonnaies der Potentaten.

„Wir wollen jetzt ein Marketingkonzept entwickeln und auch an Unternehmen herantreten“, kündigt Raßloff an. Aber bevor das geschehen kann, müssen die Statuten erfüllt sein. Die Stiftung braucht einen Vorstand, sie braucht ein Kuratorium — mithin braucht sie Menschen, die sich in den Dienst der Sache begeben. Auch die sollen bis Oktober gefunden werden. Namen gibt es noch keine, zumindest will Raßloff noch keine nennen — bis auf Rolf Berg. Der Ratinger Schauspieler und Regisseur ist so etwas wie die Galionsfigur der künftigen Stiftung. Er soll Türen und Schatztruhen öffnen. Und nachdem die Stadt selbst sich schon mit einem deutlichen Beitrag beteiligt, sollte das künftig ein wenig leichter fallen.

Stifter kann übrigens jeder werden, der bereit ist, 500 Euro zur Verfügung zu stellen. Er hat dafür Mitspracherecht, wenn es gilt, Positionen in den verschiedenen Gremien zu besetzen. Wer weniger geben will, kann das natürlich auch tun, ist dann zwar kein offizieller Stifter, aber genauso willkommen. „Wenn jeder der 93 000 Ratinger zehn Euro gäbe, wären wir schon ein gutes Stück weiter“, sagt Raßloff. Dieses Geld, satzungsgemäß ohne jedes Risiko angelegt, könnte schon fast 20 000 Euro Zinsen im Jahr einbringen, Geld für soziale Einrichtungen, die sich um Alte, Einsame, Kinder in Ratingen kümmern.

Aber selbst die knappe Million wäre nur eine Etappe auf dem Weg zum Ziel, das sich die Stiftungsgründer gesetzt haben. Sie wollen langfristig drei Millionen Euro einsammeln, um möglichst vielen helfen zu können, wo die Stadt dazu nicht mehr in der Lage ist. 90 000 Euro sind schon da. Der Anfang ist also gemacht. Für den beträchtlichen Rest braucht die Bürgerstiftung vor allem die Ratinger Bürger. ll