Hertie-Haus macht Platz für Neues
Der Stadtrat stellt 4,4 Millionen Euro für den Kauf des alten Gebäudes zur Verfügung. Es dürfte auf einen Abriss hinauslaufen. Die Politik hofft auf attraktive Neubauten am Tor zur Stadt.
Ratingen. Einem der letzten Schandflecken in der Stadt geht es an den Kragen: Der Rat der Stadt Ratingen hat fast einstimmig (bis auf AfD) beschlossen, dem Bürgermeister 4,4 Millionen Euro für den Kauf des gammeligen Hertie-Hauses außerordentlich zur Verfügung zu stellen. In nicht-öffentlicher Sitzung wurden danach bereits die ersten Ideen diskutiert. Nachdem Vermarktungsversuche der mittlerweile maroden Betonbude immer wieder erfolglos geblieben sind, dürfte es auf den Abriss hinauslaufen.
An dem ehemaligen Kaufhaus war die Stadt Ratingen schon seit langem interessiert: Es steht der städtebaulichen Entwicklung am Tor zur Stadt im Weg. Gerne hätte man den Bereich schon in die Planungen für die Erneuerung des Düsseldorfer Platzes einbezogen, zum Kauf kam es nicht. Einmal war die Stadt ganz nah dran, doch wurde ihr die Immobilie vor der Nase weggeschnappt. Es gab aber immer große Bedenken, weil die Immobilie immer noch sehr hoch bewertet wurde. Ende 2016 lag der Buchwert noch bei etwa sechs Millionen Euro. Wenn jetzt Kaufsummen öffentlich genannt werden, ist davon auszugehen, dass bereits im Vorfeld Gespräche mit dem Eigentümer stattgefunden haben — ein geschickter Schachzug von Bürgermeister Klaus Pesch. Ende 2014 freute man sich in der Stadtverwaltung über einen reichen Geldsegen aus dem Städtebauförderprogramm des Landesbauministeriums: über 4,3 Millionen Euro, die unter anderem für den Umbau des Düsseldorfer Platzes, das Rathaus-Projekt, das Hertie-Haus und die Kornsturmsgasse ausgegeben werden sollten. Bis auf eine Bäckerei-Filiale sind bereits alle Rest-Mieter ausgezogen. Nach dem Kauf beginnt die Suche nach einem Investor. Sehr wahrscheinlich wird das Haus abgerissen, um an dieser strategisch sehr wichtigen Stelle der Stadt Platz zu machen für ein wirklich attraktives Einfallstor in die Innenstadt. Eine Fläche an der Wallstraße neben dem auch City-Treff genannten Haus hält man bereits für eventuelle Expansionswünsche des künftigen Investors frei.
In der anschließenden nicht-öffentlichen Sitzung wurde bereits munter über Neubauten spekuliert. Den Stadtplanern ist wichtig, von dort die Achse bis zur Oberstraße zu beleben. Neubauten böten auch die Chance, attraktiven großflächigen Einzelhandel zu schaffen: Bekanntlich bietet die historisch-kleinteilig gewachsene City so gut wie keine großen Flächen. Die aber sind wichtig für Magneten, die mit einem möglichst großen Angebot Käufer in die Stadt locken sollen.
Von der Zukunft des Hertie-Hauses hatte denn auch der Mit-Eigentümer der leergezogenen Ex-Polizeiwache, Werner Sundermann, schon im Jahr 2015 seine Pläne abhängig gemacht: Seniorengerechte Wohnungen könnte er sich am Düsseldorfer Platz vorstellen, eventuell mit einer Ladenzeile im Erdgeschoss.
Dieses Tor zur Innenstadt liegt schon lange brach. Gebaut wurde es vor mehr als vier Jahrzehnten, der Hertie-Konzern erlebte gerade seinen großen Boom und expandierte. Und so entstand auch in der Dumeklemmerstadt ein mehrgeschossiges Kaufhaus in bester Lage — was dem Kaufhaus Aufterbeck (heute steht dort das Stadttor) zu viel Konkurrenz bescherte. Aufterbeck musste schließen, dort wurde später das Stadttor gebaut.