In Kitas herrscht akute Personalnot

Die Bürger Union schlägt Alarm: Der Krankenstand der Betreuer ist besorgniserregend. Die Verwaltung sucht nach Lösungen.

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Ratingen. Rainer Vogt, Ratsmitglied der Bürger Union (BU), schlug auf der aktuellen Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses Alarm: An den städtischen Kitas gebe es einen dramatisch hohen Krankenstand, „20 400 Arbeitsstunden fallen pro Jahr aus, das entspricht 13 Vollzeitstellen“. Vogt und seine Kollegen hatte einen Antrag formuliert, der den Mitgliedern des Ausschusses als Tischvorlage serviert wurde. Die BU fordert darin die Aufnahme von sieben zusätzlichen Stellen für Vertretungskräfte an den städtischen Kitas — ein personelles Sofortprogramm, das bei der Stadtspitze allerdings auf wenig Gegenliebe stößt. Bürgermeister Klaus Konrad Pesch befürchtete, dass man mit einer rapiden Ausweitung des Stellenplans einen Präzedenzfall für andere Bereiche schaffe.

Und Rolf Steuwe, Erster Beigeordneter und Sozialdezernent der Stadt, betonte: „Mehr Personal bedeutet nicht mehr Gesundheit in den Einrichtungen.“ Steuwe räumte ein, dass der hohe Krankenstand bei den Mitarbeitern an den städtischen Kitas „sehr bedenklich“ sei.

Eine Studie und eine Befragung unter den Fachkräften in Ratingen untermauern die These, dass die extrem hohe Belastung in den Kitas (Lärm, administrative Aufgaben, gesetzliche Anforderungen) krank macht. Die Statistik der vergangenen Jahre spiegelt diese Entwicklung wider: Im Jahr 2016 gab es bei 170 Mitarbeitern 4751 Krankheitstage. Das sind im Durchschnitt 27,94 Tage pro Mitarbeiter. Im Jahr 2015 sah es ähnlich schlecht aus: Bei 172 Mitarbeitern wurden 4804 Krankheitstage erfasst — im Durchschnitt 27,93 Tage pro Fachkraft.

Rainer Vogt, Ratsmitglied der Bürger Union in der Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses

Im Haupt- und Finanzausschuss herrschte Einigkeit dahingehend, dass es so nicht weitergehen kann. Die Verwaltungsspitze setzt vor allem auf bessere Arbeitsbedingungen und auf bauliche Maßnahmen, die die Lärmbelästigung abfedern. Und man will verstärkt Bewegungs- und Präventionsangebote für die Mitarbeiter anbieten. Rolf Steuwe schlug vor, erst einmal dieses Maßnahmen-Paket in Angriff zu nehmen. Er sei überzeugt davon, dass diese Schritte greifen werden.

Vogt wiederum zeigte sich nicht davon angetan, es sei vielmehr höchste Zeit, jetzt zu handeln und mehr Personal einzusetzen. Christian Wiglow, Fraktionschef der SPD, betonte, dass man eine mögliche personelle Aufstockung auf jeden Fall noch einmal im Jugendhilfeausschuss ausführlich diskutieren müsse. Letztlich muss aber der Rat die Entscheidung treffen.

Insgesamt ist die angespannte Lage an den Kitas nicht neu: Gesche Hansmeier, die Vorsitzende des Personalrates, hatte bereits im vergangenen Februar Alarm geschlagen — im Beisein zahlreicher Kollegen, die mit ihrer Anwesenheit im Stadtrat dokumentieren wollten, dass es so in den städtischen Kitas nicht weitergehen kann. In vier Kitas habe es aufgrund des massiven Krankenstandes sogar einen Notdienst gegeben— ein unhaltbarer Zustand für alle Betroffenen, vor allem für die Kinder, betonte Hansmeier. Bei den Langzeiterkrankten handelt es sich vor allem um Burn-out-Fälle.