Jill Tatzreiter kommt auf Wunsch und schafft Ordnung

Die Lintorfer Geschäftsfrau bietet einen besonderen Service an. Ballast abzuwerfen setze Energien frei, mache zufrieden und stolz, sagt sie.

Ratingen. Es gibt keine Standards für die Lücke zwischen Soll und Sein. Unordnung fängt bei dem einen in der Schmuddelecke der Garage an. Bei der anderen ist es der völlig mit Papieren bedeckte Schreibtisch des Heimbüros oder das verheerende Kleider-Knäuel in der Kleider-Kammer. „Ich weiß nie im Vorhinein, was mich erwartet“, sagt Jill Tatzreiter (32). Die Österreicherin, studierte Kunsthistorikerin, ist die Mensch gewordene Alternative zu all dem Lamentieren und schalen Kalauern wie: „Wer Ordnung hält, ist nur zu faul zum Suchen“ oder „Nur Doofe halten Ordnung, ein Genie beherrscht das Chaos!“ Ein verheerender Selbstbetrug sei das — meint die Lintorferin mit dem segensreichen Service ordentlich: Auf Wunsch kommt sie und schafft Ordnung; völlig egal, wie groß das Chaos vorher auch war. Ballast abzuwerfen setze Energien frei, mache zufrieden und stolz, sagt sie.

Der Jahresanfang und der Frühlingsbeginn sind zwei Eckpunkte im Jahr, zu denen es bei ordentlich ordentlich brummt. Viele Kunden kommen auf Empfehlung und bitten um Unterstützung. Denen haben wir eins voraus und dürfen in den Kleiderschrank der Jill Tatzreiter schauen: Ordentlich hängen dort Hosen neben Hosen, Blusen neben Blusen: „Ich sortiere zunächst nach Kleiderart und dann nach Farbe“, verrät die Frau mit den ordnenden Händen. „Seit meiner Kindheit habe ich Spaß am Aufräumen. Es macht mir Spaß, wenn ich sehe, wie aus einem Chaos eine Ordnung entsteht.“

Auf die Frage nach dem von Millionen Menschen gesuchten Geheimrezept, Dinge in eine bestimmte, unveränderbare Ordnung zu bringen, beantwortet Jill Tatzreiter mit einem Lächeln. „Es gibt keine Methode, die überall anzuwenden ist. Das würde auch gar nichts bringen, weil ich ja nachhaltig etwas verändern möchte.“ Deshalb brächte es gar nichts, anderen Menschen die Ordnung einfach bloß überzustülpen wie einen alten Hut. „Sie müssen mit einer neuen Ordnung schließlich leben.“ Also fährt Jill Tatzreiter immer völlig ohne vorgefassten Plan zu neuen Kunden. „Denn ich weiß ja nie, was mich erwartet.“

Bei Kundin Claudia Franke war es ein Berg von Verwaltungsaufgaben, den die Gründung einer neuen Firma („Miau & Woof GmbH“) mit sich bringt. Neben dem in Düsseldorf erfolgreich betriebenen Hundesalon CF Expert wollte Franke Shampoos für Hund und Katz anbieten. Tatzreiter recherchierte, welches Kassensystem mit Verbindung zu Warenwirtschaft und Lager für dieses neue Unternehmen geeignet ist und sorgte dafür, dass im Büro für das alte und das neue Unternehmen die Abläufe so aufeinander abgestimmt wurden, dass Unordnung gar nicht erst entstehen konnte. Claudia Franke ist voll des Lobes: „Frau Tatzreiter setzt rasch und gut um. Ihr braucht man nur einmal etwas zu sagen. Und das Preis-/Leistungsverhältnis stimmt auch.“ Zudem takteten beide Geschäftsfrauen gleich: „Oft haben wir uns bereits morgens um 7 Uhr getroffen, wenn man noch frisch ausgeschlafen ist.“ Als kürzlich eine Sortimentserweiterung anstand, hat Claudia Franke erneut Jill Tatzreiter um Unterstützung gebeten.

Sind Frauen ordentlicher als Männer? Nach sieben Jahren und vielen Kunden mag Jill Tatzreiter dies jedenfalls nicht bestätigen: „Es gibt sehr ordentliche Männer und unordentliche Frauen.“ Und auch geographisch mag sie, die die Liebe nach Ratingen verschlagen hat, keine Unterschiede ausmachen: „Rheinländer sind nicht unordentlicher als Österreicher.“