Bundeswehr-Big-Band verzaubert Publikum
Die Musiker machten die Mischung aus Swing, Pop, Rock und Jazz bei dem Konzert zugunsten der Stiftung Lebenshilfe Kreisvereinigung Mettmann in der Stadthalle zu einem Hochgenuss.
Ratingen. Könner sind sie ja allesamt. Und dann legten sie los, und jede Sekunde wurde zum Geschenk an die Stiftung Lebenshilfe Kreisvereinigung Mettmann und an die mehr als 600 Zuhörer in der Stadthalle. Die Musiker der Big Band der Bundeswehr machten die Mischung aus Swing, Pop, Rock und Jazz zu einem Hochgenuss. Das war zu erwarten, denn alle Instrumentalisten sind in ihren Fachgebieten erstklassige Solisten. Was ihnen besonders gut gelang: Sie zauberten einen unverwechselbaren Sound herbei, der trotz der schwierigen akustischen Verhältnisse in der Stadthalle nahezu perfekt herüberkam.
Bereits zum zweiten Mal gastierte die Big Band, die übrigens keine zackigen Märsche spielt, in Ratingen. 120 Bewerbungen habe es gegeben, berichtete Band-Manager Johannes M. Langendorf. Ratingen habe sich bereits beim ersten Mal sehr bewährt, und so habe man sich entschieden, erneut in der Stadthalle aufzutreten. Es wurde ein Heimspiel für die Band unter der Leitung von Timor Oliver Chadik, der sympathisch moderierte.
Es gab große Momente in diesem Konzert: Da wurden wunderbare Stücke von Duke Ellington, Quincy Jones, Burt Bacharach und Stephen Sondheim gespielt, aber auch die eingängige Titelmelodie aus „Wickie und die starken Männer“. Die Songs waren bestens arrangiert. Die Solisten, die nach vorne traten, improvisierten so losgelöst und virtuos, dass es eine wahre Freude war. Man spürte: Respekt und Verlässlichkeit in der Big Band spielen eine große Rolle. Auch im zweiten Teil blieb die Musik atemberaubend intensiv. Evergreens von James Last erinnerten so manchen Zuhörer an längst vergangene Zeiten.
Und dann gab es noch zwei Sänger, die den Abend bereicherten: Susan Albers und Marco Matias. Sie hatten sich in einem Bewerbungsverfahren durchgesetzt und waren sichtlich stolz, zusammen mit der Big Band dieses Konzert gestalten zu können.
Natürlich mussten Zugaben her. Und dass die Zuhörer am Ende stehend applaudierten, war die zwangsläufige Folge eines großen Auftritts, der rund zweieinhalb Stunden dauerte. Besonders schön: Wohngruppen der Lebenshilfe hatten ganz viel Spaß an diesem Konzert, wippten und sangen mit. Dass die gestandenen Profi-Musiker in Ratingen unentgeltlich auftraten, ist für Hilde Weidenfeld, Kuratoriumsmitglied der Stiftung, ein großes Glück. „Viele behinderte Menschen haben sich riesig auf das Konzert gefreut“, sagte sie, „der Erlös wird dazu beitragen, die Lebensqualität unserer behinderten Menschen zu sichern und vielleicht sogar zu verbessern.“
Begonnen hat die Erfolgsidee der Big Band im Jahr 1971: Der damalige Verteidigungsminister und spätere Bundeskanzler Helmut Schmidt stellte sich die Frage, warum es bei der Bundeswehr nur Marschmusik gibt.
Botschaft: Ein neuer Sound sollte her. Und so begann die Suche nach den besten Instrumentalisten. Für ein erfolgreiches Konzert der Big Band muss die Arbeit vieler Menschen ineinandergreifen. So legt ein kleines Planungsteam die Tour-Abläufe im gesamten Bundesgebiet fest, zudem für das Ausland und die Einsatzländer der deutschen Soldaten. Eine zehnköpfige Technik-Crew kümmert sich um das über 70 Tonnen schwere Material. Eine zehn mal sechs Meter große LED-Wand gehört dazu. Die Band mit Standort Euskirchen hat jedenfalls einen ziemlich dicht gefüllten Terminkalender: 70 bis 80 Konzerte gibt es pro Jahr.
Die Big Band der Bundeswehr spielt ohne Gage, mit den erzielten Eintrittsgeldern von weit über 20 Millionen Euro wird seit dem Gründungstag Menschen in Not geholfen.