Jusos wollen wieder durchstarten
Vom SPD-Nachwuchs in der Dumeklemmerstadt war einige Jahre lang nichts zu hören. Das soll sich nun ändern.
Es gab Zeiten, da waren die Jusos (nicht nur in Ratingen) vor allem eines — dagegen. Doch das ist Vergangenheit: „Von diesem Image wollen wir weg. Es geht nicht immer nur um Ideologien, sondern darum, etwas für die Menschen zu erreichen. Wenn ich gegen etwas bin, muss ich Alternativen aufzeigen“, sagt Jasmin Bender. Seit knapp anderthalb Jahren führt sie gemeinsam mit Norman Schröder den SPD-Nachwuchs, der für 14- bis 35-Jährige offen ist. Lange Jahre waren die Jusos in der Versenkung verschwunden. Das soll anders werden. Mit einem sehr engagierten Facebook-Auftritt und Infoständen in den Innenstadt haben die Jusos in den vergangenen Wochen in der Stadt auf sich aufmerksam gemacht.
Schröder und Bender haben konkrete Ziele für ihre Heimatstadt, für die sie mit den Jusos kämpfen wollen: „Bezahlbarer Wohnraum ist ein großes Thema, und das sowohl für Ältere aber auch für jüngere Familien. Wir müssen schauen, was möglich ist, um Ratingen interessanter eben auch für diese Zielgruppen zu machen“, sagt Bender. Und auch das Thema Aus- und Fortbildungsmöglichkeiten haben die beiden Vorsitzenden auf der Agenda, wie Schröder erklärt: „Eine Stadt wie Heiligenhaus ist viel kleiner, ist aber ein Hochschulstandort. Wäre so etwas nicht auch hier möglich? So kann man doch junge Menschen in eine Stadt holen.“
Noch nicht vom Tisch ist für die Jusos auch eine zwischenzeitliche moderate Anhebung der Gewerbesteuer — und das nicht als Rückfall in alte Feindbilder, wie Jasmin Bender, die nicht wenige in der SPD als Hoffnungsträgerin sehen, klar macht: „Die Unternehmen und die Bürger müssen gemeinsam dafür einstehen, um eine Stadt finanziell auf sicheren Beinen zu halten.“
Beide stehen für ihre Überzeugungen ein, wirken dabei aber nicht weltfremd ideologisiert: „Glaubwürdigkeit und Profil stehen im Vordergrund“ — so lautet der Grundtenor der beiden — aber trotzdem sei es von Bedeutung, sich auch andere Sichtweisen anzuhören, Gespräche zu führen und Meinungen zu vertreten, die gut sind, weil sie den Menschen nützen und nicht einer bestimmten Ideologie entspannen. „Politik für die Menschen machen“, nennt Norman Schröder das. Wer sich in der Ratinger Politik auskennt, merkt schnell, wer ihn da stark beeinflusst hat: Anne Korzonnek, SPD-Ratsmitglied aus Homberg und über Parteigrenzen in der Stadt anerkannt: „Anne ist für mich ein Vorbild. Ihre menschliche und herzliche Art gibt es in der Politik viel zu selten.“
Während der Homberger aus einer sehr politisierten Familie kommt, ist seine Mitstreiterin eine Spätzünderin: „Interessiert habe ich mich für Politik immer, in die SPD bin ich aber erst 2013 eingetreten.“ Damals war sie durch Zufall vor der Bundestagswahl Zuschauerin in der ARD-Wahlarena, erlebte dort den Auftritt von Peer Steinbrück als Kanzlerkandidat und eine Diskussion um Nicht-Wähler.
Die Jusos wollen in Ratinger weiter wachsen, wollen junge Menschen für Politik interessieren, auch für komplexe Themen: „Denn das ist oft das Schwierige für junge Menschen. Oft fehlt die Möglichkeit, die persönliche Relevanz eines sehr abstrakten Themas zu erkennen“, sind sich Bender und Schröder einig.