Kampf den Feiertagspfunden

Weihnachten ist vorbei — viele wollen jetzt Braten und Co. abtrainieren. Doch für Frauen geht es nicht nur um die pure Fitness, wenn sie zum Sport gehen.

Ratingen. Hirschbraten mit Rotweinsoße und Speckknödeln, gebrannte Mandeln, Glühwein und vom Liebsten ein großes Lebkuchenherz — die Weihnachtszeit lockt mit vielen Leckereien. Und das macht sich bemerkbar: Die Hose kneift, der Lieblingsrock geht nicht mehr zu und am liebsten würde man ein Tuch über den Spiegel hängen. Nach dem Fest meldet sich dann oft das schlechte Gewissen — gepaart mit guten Vorsätzen. „Jetzt muss ich aber doch endlich mal Sport machen!“ Aber wo?

Gerade Frauen haben doch oft Scheu, sich in „normale“ Muckibuden zu trauen. Wenn sie schon beim Eintreten von lautem Stöhnen begrüßt werden, ausgestoßen von dem Schwarzenegger-Verschnitt an den Freihanteln, dann vergeht ihnen gleich wieder die Lust. Und überhaupt: Im Beisein von Männern fällt es vielen deutlich schwerer, sich aufs Training zu konzentrieren. Die blöde Sporthose saß auch schon mal besser, die Haare sitzen nicht richtig und die Wimperntusche verläuft beim Schwitzen — frau ist sich ihres Äußeren viel zu sehr bewusst.

Abhilfe schafft hier Michaela Janicki von Lady Fitness. Die Diplomsportlehrerin und geborene Ratingerin jobbte schon während ihres Studiums im Fitness-Studio. Als Cheftrainerin in einem Krefelder Studio wurde ihr dann bewusst: „Das ist mein Ding. Die Organisation, die Trainingsplanerstellung, der Umgang mit den Kunden“, erzählt die sympathische Blondine. Und gleichzeitig fiel ihr auf: „Frauen nahmen das, was ich ihnen sagte, deutlich ernster als Männer. Frauen geht es auch mehr um die Gesundheit, um ein ganzheitliches Training, während Männer oft nur pumpen wollen.“ Also gründete sie „Lady Fitness“ in ihrer Heimatstadt Ratingen.

Janicki: „Es gab noch kein reines Frauenfitness-Studio in Ratingen zu der Zeit — und der Bedarf war hoch. Nicht nur, weil viele Frauen sich unwohl fühlen, wenn sie im Beisein von Männern trainieren sollen — einigen verbietet auch ihre Religion oder Kultur, überhaupt in gemischte Fitness-Studios zu gehen. 40 Prozent meiner Kundinnen sind Muslime.“

So leiste das Studio nicht nur einen wichtigen Beitrag zur Gesundheit, sondern auch zur Integration. Und nicht nur das. Janicki: „Das hier ist nicht nur ein Ort, an dem man Sport machen kann. Es ist vielmehr ein Platz der Kommunikation. Hier wird geredet, Kaffee getrunken, über Probleme gesprochen. Teilweise ist es fast therapeutische Arbeit, die wir leisten — hier können die Frauen loslassen, finden immer ein offenes Ohr.“

Manche Gäste sind seit mehr als zehn Jahren dabei und halten dem Studio die Treue. So zum Beispiel Esra Demiray. „Seit 2003 trainiere ich hier“, erzählt sie. „In gemischten Studios fühle ich mich nicht wohl. Man macht sich die ganze Zeit Gedanken, wie man aussieht. Das lenkt vom Training ab. Hier fühle ich mich wohl, viele meiner Freundinnen trainieren auch hier.“

Auch Mi Nguyen ist begeistert: „Hier kann man in einem geschützten Raum Sport machen“, sagt die 18-jährige. „Ich komme mit zwei Freundinnen regelmäßig her, weil ich mich einfach wohlfühle.“