Karnevalistische Leckerbissen
Bei der Großen Sitzung der Prinzengarde in der Dumeklemmerhalle traten Größen der jecken Szene auf.
Ratingen. „Herrjeh ist det schee!“ Margot Böcker strahlt über beide rotbemalten Wangen. „Wir haben die Karten zum Hochzeitstag von unseren Kindern geschenkt bekommen. Sonst gehen wir doch fast nie aus.“ Nun sitzt sie mit ihrem Mann Rudolf in der ausverkauften Dumeklemmerhalle. „Uns hat vor allem das Programm gereizt“, sagt sie. „Da gibt sich ja wirklich die Klinke in die Hand, was Rang und Namen hat.“ Sicherlich ein Grund, weshalb die Große Sitzung der Prinzengarde „blau-weiss“ am Samstag ausverkauft war.
Nach dem Einmarsch spielen Die Rabaue zum Tanz: schnell gelingt es ihnen, das Eis zu brechen und das Publikum zum Schunkeln zu bringen. Nach dem Tanz des Pagettencorps folgt gleich der erste Höhepunkt des Abends: Bruce Kapustra, der Clown mit der Trompete, gibt sich die Ehre. Bekannt aus Presse, Funk und Fernsehen, verzaubert er die Gäste mit seinem Können, welches er in 24 Bühnenjahren perfektioniert hat. Die Halle tobt.
Gleich danach folgt der nächste karnevalistische Leckerbissen: Fred van Halen tritt mit seiner mannsgroßen Bauchrednerpuppe Aky auf. Aky ist ein Emu und macht Fred, den er liebevoll „Scheißerchen“ nennt, das Leben durch sein loses Mundwerk schwer. Dabei wird das Publikum kräftig mit einbezogen; und auch die Angestellten der Dumeklemmerhalle kriegen ihr Fett weg, wenn sie im unpassenden Moment ins Blickfeld des Emus geraten: „Kellner, hast Du Fingernägel? Dann kratz die Kurve.“
Noch ehe die johlenden Gäste zum Atemholen kommen, stehen Botz und Bötzje auf der Bühne. Die eindeutig zweideutigen Sprüche kommen beim Publikum an. Während die beiden Karnevalisten sich auf der Bühne übers „Einlochen“ unterhalten, wischen sich gestandene Männer im Publikum die Lachtränen aus den Augen.
Margot Böcker muss jetzt erstmal „für kleine Clowns“, wie sie sagt. Nach so viel Zwerchfellmassage wird die musikalische Ablenkung durch die Kölner Gruppe „Die Filue“ („Ich bin der Hans“, „Ich hab drei Haare auf der Brust“) dankend angenommen. Doch die Erholungspause währt nur kurz, dann entert Feuerwehrmann Kresse die Bühne: „Wir haben eine neue Wohnung eingerichtet. Vier Zimmer. Es gab eine Aktion einer Haferflocken Firma: Wenn man eine bestimmte Anzahl Haferflocken kauft, gibt es einen Stuhl und einen Tisch dazu. — In dem ersten Zimmer stehen jetzt 61 Stühle und 13 Tische. In den anderen drei Zimmern sind die Haferflocken!“ Der Witz zündet: Das Publikum im Saal kann sich kaum halten vor Lachen.
Mit der Musik der Kölner Band De Boore — bekannt durch „Rut sin de Ruse“ — klingt der Abend aus. Margot Böckers Fazit: „Dafür würde ich glatt noch einmal heiraten, damit mir wieder jemand die Karten zum Hochzeitstag schenkt.“