Kein Platz für Schulfeiern

Weil Turnhallen nur noch für Sportveranstaltungen genutzt werden dürfen, fehlen Säle zum Feiern.

Ratingen. Entlassungsfeiern, Theateraufführungen, Begrüßung neuer Schüler: Immer wenn es richtig voll wird, nutzen vor allem Grundschulen, wenn sie denn keine Aula haben, ihre Turnhalle, um solche Veranstaltungen überhaupt durchführen zu können. Doch damit ist künftig Schluss. Denn die Bauordnung erlaubt eine solche „Zweckentfremdung“ in Zukunft nicht mehr.

„Turnhallen dürfen nur noch dafür genutzt werden, wofür sie baurechtlich eine Zulassung haben“, sagt die stellvertretende Leiterin des Schulamtes, Ulrike Manert. Und zugelassen und freigegeben sind Turnhallen in aller Regel ausschließlich für Schul- und Vereinssport. Doch auch die Ratinger Gymnasien, die über eine eigene Aula verfügen, dürften im kommenden Jahr wegen des doppelten Abiturjahrganges erhebliche Platzprobleme bekommen.

Die Vorschriften sind deutlich verschärft worden, bestätigt Schuldezernent Rolf Steuwe. Die Stadt sei dabei, für die Schulen „geeignete Lösungen“ zu suchen. Ein Antrag auf Nutzungsänderung für die eine oder andere Turnhalle ist dabei in den wenigsten Fällen sinnvoll, weil das mit zusätzlichen Auflagen und Kosten verbunden ist. Es müssen zwei ausreichend große Fluchtwege vorhanden und die Brandschutzvorgaben erfüllt sein.

Die Karl-Arnold-Schule, die all die Jahre ihre neuen i-Dötzchen in der Turnhalle willkommen geheißen hat, wird dies nach den Sommerferien im Gemeindezentrum von Heilig Geist machen müssen. Steuwe: „Die Turnhalle hat zwar einen zweiten Ausgang, der als Fluchtweg aber zu schmal ist.“ Eine Doppeltür würde das Problem „für kleines Geld“ lösen.

Er sieht für viele Grundschulen auch weiterhin kein Problem, weil sie Aula oder Foyer benachbarter Schulen nutzen können oder bereits nutzen. So feiert die Lintorfer Heinrich-Schmitz-Schule seit Jahren im angrenzenden Schulzentrum, die Eduard-Dietrich-Schule könnte künftig ebenfalls dorthin ausweichen.

Für die Johann-Peter-Melchior-Schule werde es schwierig. Dafür böte sich die „Manege“ als Ausweichquartier an. Die Grundschulen in West könnten etwa in der Gesamtschule oder der Realschule feiern. Steuwe ist optimistisch: „Es gibt immer eine Lösung.“

Die sehen die Schulleiter der drei Gymnasien aber derzeit noch nicht. Sie zerbrechen sich schon heute den Kopf darüber, wie und wo sie die ersten G 8- und die letzten G 9-Abiturienten verabschieden können. Die großen Sporthallen — im Lintorfer Schulzentrum und in West — kämen als Alternative wegen der Fluchtwegsituation nicht infrage.

Bei den jüngsten Entlassungsfeiern waren die Aulen schon am Limit — selbst beim Weizsäcker-Gymnasium, das mit dem Stadttheater die größte Aula zur Verfügung hat.

„Für den doppelten Abiturjahrgang 2013 reicht das Theater aber nicht mehr aus“, weiß auch Steuwe. Die Gymnasien müssten wahrscheinlich zeitversetzt auf die Stadthalle ausweichen. Das Weizsäcker-Gymnasium soll aber schon abgewunken haben: Für den Doppeljahrgang ist selbst die Stadthalle zu klein.

Weiteres Problem: Die Stadthalle ist schon heute an vielen Tagen im Sommer 2013 ausgebucht. Zumal zum Schuljahrende auch die vielen Abi-Bälle steigen — und dafür ist die Ratinger Stadthalle auch bei Schulen in Essen und Düsseldorf erste Wahl. Steuwes Trost: „Das ist eine Sondersituation, die nur einmal vorkommt.“