Als Pilot eine große Nummer: Junger Hochstapler verurteilt
Ratingen (dpa). Ein 24-jähriger Hochstapler aus Ratingen ist wegen Betrügereien in Piloten-Uniform zu einem Jahr Haft auf Bewährung verurteilt worden. Ein Gutachter hatten dem jungen Mann ein „Felix-Krull-Syndrom“ bescheinigt, benannt nach dem Hochstapler aus dem Roman von Thomas Mann.
Das Düsseldorfer Amtsgericht stufte ihn als vermindert schuldfähig ein. Einige seiner Taten seien so absurd, dass eine psychische Störung offenkundig sei. Wie sich am Dienstag herausstellte, hatte der Angeklagte auch bei seiner Aussage vor Gericht kräftig gelogen: So habe er weder Abitur, noch arbeite er inzwischen als Flugbegleiter, musste sein Anwalt einräumen.
Die Staatsanwaltschaft hatte ein Jahr Gefängnis ohne Bewährung gefordert. Der Angeklagte habe sich von allen bisherigen Maßnahmen unbeeindruckt gezeigt. Das Gericht hielt dem Aushilfskellner zugute, dass er einen Teil des Schadens beglichen hat. Die Richterin verpflichtete den notorischen Aufschneider zudem zu einer längeren Psychotherapie.
Der Fall des jungen Hochstaplers in Piloten-Uniform hat eine historische Vorlage: Frank W. Abagnale narrte als Pilot halb Amerika und wurde in Hollywood von Leonardo DiCaprio in „Catch Me If You Can“ (2002) in Szene gesetzt. Der junge Ratinger hatte ein Geständnis abgelegt: „Ich räume natürlich alles ein.“ Seine 5500 Euro teure Uniform ergaunerte er sich mit einem gefälschten Zahlungsbeleg.
Dann nutzte er die Uniform reichlich: An Tankstellen zahlte der vermeintlich kreditwürdige Pilot mit falscher Unterschrift auf Kosten einer Airline. Reihenweise prellte er auch Taxifahrer. Den Sicherheitsbereich eines Flughafens oder gar ein Cockpit steuerte er aber nicht an. Trotz Hausdurchsuchung und Beschlagnahme der Uniform war der Ratinger rückfällig geworden, was Zweifel an einer Abkehr von der Hochstapelei aufkommen ließ.
„Ich habe keine Uniform mehr, aber mir im Internet einen Grafen- und einen Doktortitel gekauft“, bekannte der statusbewusste junge Mann.