Firma Tünkers: „Jeden Tag eine neue Idee“

Die Firma Tünkers wird 50 und blickt auf eine Erfolgsgeschichte zurück. Das Jubiläum wird mit einer Hausmesse und einem Familienfest gefeiert.

Ratingen. So charmant die Legende auch ist, wonach der Tünkersche Welterfolg 1962 im elterlichen Wohnzimmer begonnen haben soll — sie ist doch nicht ganz richtig. Josef Gerhard Tünkers, ein junger Konstrukteur voller Energie und Ideen, mietete lediglich einen Raum der gleichen Adresse an der Mülheimer Straße an, kaufte zwei Zeichenbretter und zwei Schreibmaschinen und legte mit zwei Ex-Kollegen los.

Doch der Start war mühsam, Tünkers übernahm alle Aufträge, die er akquirieren konnte: Er entwickelte hydraulische Anlagen für den Industrieofenbau, Ballenpressen für die Papierindustrie oder Müllpressen für die Hochhäuser New Yorks. Keine Anfrage war für Tünkers zu abwegig. Es heißt, das Wort „Nein“ sei damals schon aus dem Firmenwortschatz gestrichen worden.

Das erste Rückgrat des Geschäfts bildete ein Kranhersteller, der Achsblockierzylinder für Bundeswehrfahrzeuge brauchte. Tünkers gewann den Auftrag und startete die erste Serienproduktion. Und als ob es ein Omen wäre: Den Platz dafür fand er in der ehemaligen Geldschrank-Fabrik Adolphs.

Tünkers baute sich immer neue Standbeine auf: Er entwickelte Maschinen für Papierhersteller, Vibrationsrammen für den Tiefbau oder Elektrorollstühle für die Ratinger Behindertenwerkstätten. Die mittlerweile drei Standorte fasste er Anfang der 1980er-Jahre in einem Neubau Am Rosenkothen zusammen.

In der Autoindustrie fiel Tünkers’ Know-how auf besonders fruchtbaren Boden: Für das Kölner Ford-Werk entwickelten die Ratinger Ende der 1960er-Jahre einen pneumatischen Spanner, mit dessen Hilfe die Arbeiter leichter die Karosserieteile verschweißen konnten. Nach und nach kamen Förderbänder und Transportwagen, Stanzen, Prägemaschinen und später auch Robotergreifer hinzu. „Alles, was wir entwickelt haben, ist zum Weltstandard geworden“, sagt Tünkers selbstbewusst.

„Jeden Tag eine neue Idee, jede Woche ein neues Produkt — das ist unser Anspruch.“ Etwa 30 Ingenieure setzen ihn um, mehr als 300 Patente wurden bis heute angemeldet.

Seinen bislang größten Auftritt hatte Tünkers ausgerechnet im Kino. Im James-Bond-Streifen „Stirb an einem anderen Tag“ aus 2002 droht Halle Berry in einer Fabrikhalle von laserbewehrten Roboterarmen zerschnitten zu werden. Das Transportgestell, auf dem sekundenlang der Tünkers-Schriftzug zu sehen ist, steht heute im Showroom des Unternehmens.

Bei allem Stolz über den Stellenwert innerhalb der Autobranche ist die Abhängigkeit davon doch spürbar. Tünkers Tüftler sehen sich deshalb unermüdlich nach neuen Märkten um. Besonders vielversprechend: die Elektromobilität. Längst sammeln Tünkers-Scooter auf den Flughäfen der ganzen Welt Kofferkulis ein. Und mit dem „MoVi“, einem schlanken Elektrodreirad, richtet sich Tünkers erstmals an einen Massenmarkt und schickt sich an, ein wenig die Welt von morgen zu verändern.