Planspiel „Jugend und Parlament“: Politprofi für vier Tage

Thorsten Kater agierte im Bundestag als fiktiver Abgeordneter und erlebte hautnah, wie Politik gemacht wird.

Ratingen/Berlin. Drei Minuten im Plenarsaal des Bundestages sprechen und Gehör finden — wozu Nichtmitglieder des Gremiums selten Gelegenheit bekommen, das wurde dem Abiturienten Thorsten Kater in der vergangenen Woche ermöglicht: Beim Planspiel „Jugend und Parlament“ war der 19-Jährige auf Vorschlag von Bundestagsmitglied Peter Beyer vier Tage lang als Abgeordneter Teil einer fiktiven Regierungspartei.

Am Rednerpult musste er seine Meinung zum Thema anonymisierte Bewerbungen kundtun. „Es war klasse. Die Rede halten zu dürfen, war ein sehr ergreifender Moment für mich“, sagt Kater, der im wahren politischen Leben für die CDU als sachkundiger Bürger der Jungen Union im Schulausschuss sitzt. Im Planspiel wurde aus dem Abiturienten des Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasiums ein 45-jähriger Eventmanager, der seine Meinung vertreten musste.

„Als Abgeordneter der Liberalen Reformpartei musste ich die Freiheit der Unternehmer verteidigen. In der Bewerbung sollte deshalb die Persönlichkeit voll gezeigt werden. Unsere Partei hat dann noch eine vereinheitlichte Bewerbungsvorlage als Kompromiss vorgeschlagen“, taucht Kater in seinen Erinnerungen noch einmal in seine Bundestagsrede ein — bei der es wie bei echten Sitzungen auch Zwischenrufe gab.

Neben dem Plenarsaal durften die 312 Jugendlichen aus ganz Deutschland für das Planspiel sämtliche Räume nutzen, in denen sonst große Politik gemacht wird. Vom Fraktionsvorstand bis zur Presse waren alle Organe des politischen Lebens vertreten.

Das Ergebnis des Planspiels hat Thorsten Kater überrascht. Die Parteien hätten „durchaus erfolgreich“ zusammengearbeitet, sagt er. Auch wenn es manchmal anstrengend gewesen sei. Manche Fraktionssitzung, in der über aktuelle Themen diskutiert wurde, ging bis zwei Uhr nachts. „Das hat mir gezeigt, wie mühsam es in der Politik sein kann, einen Nenner zu finden, und dass Entscheidungen oft einen langen Prozess erfordern“, sagt er.

Seinen Lebensunterhalt mit der Politik zu verdienen, ist das Fernziel des jungen Ratingers: „Der Besuch im Bundestag hat mich wirklich fasziniert. Das war Politik live. Ein Teil des Entscheidungsapparates zu sein und die Bürger dort zu vertreten, reizt mich sehr“, sagt Kater.

Nach dem freiwilligen Wehrdienst, den er in diesem Jahr antritt, möchte er bei der Bundeswehr studieren. Kater interessiert sich für Sicherheitspolitik und möchte Zusammenhänge von der Basis her kennenlernen. Die Felder Sicherheit, Außenpolitik und Diplomatie reizen ihn schon seit Jahren, sagt er.