Keramag bangt um Arbeitsplätze

Die Firma Geberit ist auf Einkaufstour. Nach der Übernahme von Sanitec, zu der auch die Ratinger Keramag gehört, geht bei den Mitarbeitern die Angst um.

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Ratingen. Ein spektakulärer Milliarden-Deal rund um Kloschüsseln und ein rasanter Expansionskurs: Die Schweizer Geberit-Gruppe, nach eigenen Angaben europäischer Marktführer für Sanitärprodukte, setzt nach der Übernahme des finnischen Keramikherstellers Sanitec verstärkt auf Wachstum. Und das kann weitreichende Folgen für Arbeitsplätze haben — auch hier in der Region.

Sanitec ist vor allem durch die Marke Keramag vertreten, die in Ratingen eine lange Tradition hat. Doch in der Zentrale am Kreuzerkamp geht die Angst um. Man fürchte nach der Übernahme durch Geberit um die Zukunft der Arbeitsplätze, heißt es aus Kreisen der Belegschaft, Auslöser seien Pläne, den „Standort komplett zu schließen“.

Roman Sidler, Geberit

Es gibt bereits konkrete Pläne: „Einigen Kollegen sollen Ersatzarbeitsplätze in Pfullendorf angeboten werden, andere sollen bei der Geberit-Tochter Mapress in Langenfeld unterkommen. Dem Rest bleibt wohl nur der Weg zum Arbeitsamt.“ Wie viele Jobs insgesamt betroffen sein könnten, ist unklar.

Geberit-Sprecher Roman Sidler betonte auf Anfrage: „Es gibt keine Entscheidung, dass der Standort Ratingen geschlossen werden soll. Um immer wieder aufkommenden Gerüchten entgegen zu wirken, haben wir ein Bekenntnis zum Standort bis mindestens Ende 2018 abgegeben.“

Klar ist: Der kartellrechtlich längst abgesegneten Übernahme von Sanitec kommt eine Schlüsselrolle zu. Dies räumt Sidler ein. Und man werde für einzelne Funktionen spezifisch beurteilen, ob „es weiterhin sinnvoll ist, Ratingen als Standort aufrechtzuerhalten“. So verfahre man „im Rahmen der Integration der Sanitec-Gruppe in die Geberit-Gruppe“ an allen Standorten.

Sidler betont: „Es kann also durchaus darauf hinauslaufen, dass weitere Kollegen eine Stelle an anderen Standorten bekommen, zum Beispiel in Langenfeld, Pfullendorf oder Jona.“ Für das Logistik-Lager in Lintorf gebe es keinerlei Anlass, „den Weiterbetrieb in Frage zu stellen“. Im Jahr 2013 gab es den Spatenstich für dieses riesige Zentrum im Lintorfer Norden.

Das gesamte Gelände in Lintorf an der Straße An den Dieken ist rund 80 000 Quadratmeter groß. Insgesamt wollte Bauherr Alpha Industrial in das Vorhaben mit dem Namen „Gewerbepark Ratingen“ etwa 30 Millionen Euro investieren.

Keramag hat in der Stadt Geschichte geschrieben. Und so trägt der Sportpark am Götschenbeck den Namen des Unternehmens, das 1903 gegründet wurde und zu einem der deutschen Marktführer bei Sanitärkeramik für Privatbäder und Sanitärräume gehört. Dass die rund sieben Millionen Euro teure Anlage diesen Namen bekommen hat, war hinter den politischen Kulissen eingefädelt worden. Keramag (mit rund 780 Mitarbeitern insgesamt) gehört zur finnischen Sanitec-Gruppe mit etwa 6500 Angestellten.