Kioskbesitzer vertreibt Räuber mit Tabakdose

Kioskbesitzer vertreibt den mit Messer bewaffneten Täter. Die Polizei rät von Selbsthilfe ab.

Ratingen. Rauchen schadet der Gesundheit, aber Tabak kann die Kasse retten: Mit einer 150-Gramm-Dose „Buffalo“-Tabak hat Ibrahim Kacemer einen Räuber in die Flucht geschlagen, der ihn am Dienstagmorgen in seinem Kiosk an der Berliner Straße überfallen wollte. „Ich hatte gerade im Lager drei Dosen Tabak geholt, da stand der Mann hier mitten im Raum“, erinnert sich der 46-jährige Kioskbetreiber an diese Schrecksekunde. Der Räuber habe laut geschrien: „Gib mir dein Geld“ — mehrmals. Kacemer dachte im ersten Moment an einen Spaß — trotz der schwarzen Sturmhaube, mit der der Räuber maskiert war. Als er aber ein langes Messer in der Hand des Täters blinken sah, war ihm klar: Das ist Ernst.

Ohne weiter nachzudenken, schleuderte Ibrahim Kacemer die volle Tabakdose, die er gerade in der Hand hielt, gegen den Räuber und traf ihn am Kopf. Von dieser Gegenattacke überrascht, nahm der Mann Reißaus, steckte beim Rauslaufen das Messer in die Tasche. Kacemer ließ alles stehen und liegen und rannte hinterher. Als er dem Flüchtigen ziemlich nahegekommen war, drehte der sich plötzlich um und zog drohend das Messer. Der Kiosk-Betreiber rief einigen Passanten an der nahen Bushaltestelle zu, sie sollen die Polizei alarmieren. Eine Frau bat er noch, auf sein verwaistes Büdchen aufzupassen.

Mit Abstand lief er dem flüchtigen Räuber weiter hinterher, der sich im Kirchenzentrum auf ein silberfarbenes Fahrrad schwang und in Richtung Breslauer Straße verschwand. „So etwas ist mir noch nie passiert“, regt sich Kacemer noch am Tag danach auf. Seit 16 Jahren betreibt er den Kiosk im Herzen von West. Einbrüche habe es schon gegeben, aber nie einen Überfall. Er macht sich jetzt Sorgen um seine Tochter, die hin und wieder im Geschäft aushilft. Als erste Maßnahme bleibt die Kiosktür jetzt geschlossen, verkauft wird durch das Schiebefenster. „Und wenn ich in Zukunft ins Lager gehe, schließe ich auch ab.“

Dass die Gegenattacke auf den Räuber auch anders hätte ausgehen können, darüber habe er in dem Moment gar nicht nachgedacht. „Die Polizei hat mir später gesagt, man soll für das Geld nicht sein Leben riskieren.“ Der nervenstarke und wurfsichere Kioskmann war im Viertel gestern natürlich Stadtgespräch.