Kleine Schule für die künftigen Hausfrauen
Das Spielzeugmuseum im Trinsenturm zeigt derzeit historische Puppenstuben.
Ratingen. So ändern sich die Zeiten: Im 18. Jahrhundert waren Puppenstuben höchstens Präsentationsobjekte der Erwachsenen und Anschauungsobjekte für Kinder. Im Biedermeier dann entstanden die ersten Puppenstuben für Mädchen, damit sie sich spielerisch auf ihre spätere Aufgabe als Hausfrau vorbereiten konnten.
Vorbild waren die Wohnungen gehobener Bürgerfamilien, die möglichst naturgetreu nachgebildet wurden. Wer sich jetzt im Puppen- und Spielzeugmuseum der Stadt Ratingen im Trinsenturm umsieht, weiß sofort, was damit gemeint ist.
Nun haben die Puppenhäuser und -stuben in der aktuellen Ausstellung auch Scheiben an der Vorderfront. Zu verführerisch sind die kleinen Möbel und anderen Einrichtungsgegenstände, die kleinen und ganz kleinen Puppen.
Der Verein der Ratinger Puppen- und Spielzeugfreunde kümmert sich grundsätzlich und dauernd um die Bestände des kleinen Museums und ist darüber hinaus der älteste Museumsverein Ratingens. Er wurde 1990 gegründet und hat sich schon in der Satzung zum Ziel gesetzt, das Museum der Stadt bei der Pflege und Instandhaltung der Puppen- und Spielzeugsammlung zu unterstützen.
Neben der Fachkenntnis seiner Mitglieder erfolgt die Unterstützung des Vereins für das Museum durch Zuwendungen in Form von Sach- und Geldspenden, die satzungsgemäß ohne Ausnahme der Puppen- und Spielzeugabteilung zugute kommen.
Einmal im Jahr richtet der Verein einen Museumsmarkt rund um Puppen und Spielzeug aus. Renommierte Aussteller aus ganz Deutschland und dem angrenzenden Ausland stellen hier aus. Nächster Termin ist am kommenden Sonntag, 8. November, von 11 bis 16 Uhr. Auch dieser Erlös kommt ausschließlich dem Museum zugute.
Natürlich kann ein Mädchen Puppenstuben bespielen und treues Mutter- und Hausfrauenleben einüben — was ohne das tatsächliche familiäre Vorbild dann nicht einfach sein dürfte — man kann aber auch völlig andere Szenen in die Miniaturwelt zwischen den gebastelten Wänden ablaufen lassen. Wenn denn Fantasie vorhanden ist und ausgelebt werden darf. Solche Aktionen beginnen meist mit der Einleitung „Ich wäre denn mal die Mutter und du das Kind und sagst, dass du dein Zimmer nicht aufräumen willst. Und dann…. “.
Karin Schrey und Bettina Dorfmann vom Verein, die gegenwärtig mit Puppen-Accessoires in Schloss Wolfenbüttel unterwegs sind, und mehrere Mitstreiterinnen geben sich außer bei der Ausstellungs-Aufsicht vor allem bei Führungen und Kindergeburtstagen große Mühe, die große Welt auch en miniature lebendig werden zu lassen; sie machen Führungen bei Kindergeburtstagen, die man erst im Turm, dann im Museum (mit Basteln, Kuchen und Saft) organisiert, sie freuen sich, wenn auch Erwachsene ein Treffen oder einen Jahrestag in der Umgebung stattfinden lassen.
Dabei kostet eine Führung 40 Euro, die Kinder-Veranstaltung mit Dekoration und Bastelutensilien 70 Euro. Kaffee und Kuchen und was auch sonst immer noch Leckeres aufgetischt werden sollen, können entweder im Museum bestellt oder aber selbst mitgebracht und im Raum neben dem Foyer verspeist werden. Nur — mit den städtischen Puppenhäusern spielen, das ist Geburtstagskindern auch an ihrem Ehrentag nicht erlaubt.