Künstlerpaar Mohr arbeitet mit viel Holz und auch Abfall
Andrea und Bertolt Mohr stellen ihre Werke ab Sonntag in der Künstlerloge in der Calor-Emag-Straße aus.
Ratingen. Vielleicht suchen die beiden Künstler erst mal. Auf jeden Fall finden sie. Andrea Mohr schleppt angeschwemmtes Holz aus dem Rhein in ihr Atelier, Bertolt Mohr wiederum hat es auf Reste der Konsumgesellschaft abgesehen, sammelt unter anderem Rückenteile von potthässlichen Polsterstühlen, die er, sparsam, zum Beispiel mit einer Art Nashorn-Horn versieht, mit einem weiteren Riss im Plüsch. Er bemalt Teile von Möbeln mit abstrakten Formen und verleiht ihnen ein neues Gesicht oder kleistert Polster mit pastöser Farbe zu.
Bertolt Mohr studierte Bildhauerei an der Kunstakademie Düsseldorf bei Klaus Rinke und David Rabinovitch. Als Performer benutzt er alte Zinktonnen, Eimer oder Gefäße, mit denen er Geräusche macht und mit seiner Stimme „einen Ort zum Schwingen bringt“, wie er sagt. Seine Rauminstallationen sind Gebilde, die teilweise aus Requisiten seiner Aufführungen bestehen und in den Raum greifen und in so fragilen Konstruktionen den Raum durchmessen, dass man schon den Zusammenbruch kommen sieht. Auch hier, in der kunst-lebendigen Künstlerloge am wirtschaftlich toten Bürohaus, ist das nicht völlig ausgeschlossen.
Andrea Mohr wiederum studierte mehrere Semester Papierrestaurierung an der Akademie der bildenden Künste in Wien. Später hat sie viele Jahre als freischaffende Künstlerin in Italien und New York gelebt, ist Malerin und Objektkünstlerin. In einer Veröffentlichung heißt es: „In ihren Arbeiten widmet sie sich dem Medium des Schwemmholzes. Dem nah gelegenen Rhein entnommen, kommen die Hölzer nach einer langen Reise als ein Stück künstlerischen Gutes an die Ausstellungswand. Mit weißem Kreidegrund als minimalistischem Ansatz oder mit Edelmetallen versehen, wird der organische Stoff zum Kunstwerk erhoben. Geformt und geschliffen, der Strömung und dem Wetter ausgesetzt, weiß man nicht, woher er stammt und seit wann er auf Reisen ist“.
Also nicht: Ist das Kunst oder kann das weg? Sondern: Das war schon unterwegs und weg und ist jetzt Kunst. Immerhin sind manche Objekte liebevollst mit Blattgold oder mit Silber beschlagen und zu optischen Pretiosen geworden. Manche bergen mit einem aufgemalten oder sonstwie aufgetragenen Kreuz ein rituelles Zeichen in sich. Apropos Symbol: Es ist nicht nur das Kreuz, mit dem Andrea Mohr arbeitet und das Deutung in vielerlei Richtung bietet, es sind auch Löffel, Kreise, Schlüssel, die hier als rätselhafte Einzelstücke daherkommen und für vieles stehen.
Die Ausstellung wird am Sonntag, 3. Juli, um 12 Uhr in der Künstlerloge, Calor-Emag-Straße 7, eröffnet und dauert bis zum 28. August. Wer mit den Künstlern Kontakt aufnehmen will, kann das gern tun: Telefon 0172/2433613 und Telefon 0211/7118101.
bertolt@atelier-mohr.de