Pesch kämpft für Notfallpraxis

Der Bürgermeister spricht bei der Reform von einem Enthauptungsschlag für den Notdienst.

Mehr als 1500 Bürger haben sich mit ihren Unterschriften gegen die mögliche Schließung der Notfallpraxis an der Mülheimer Straße ausgesprochen. Und jetzt setzt sich Bürgermeister Klaus Konrad Pesch an die Spitze der Bewegung.

Der Verwaltungschef hat einen geharnischten Brief an Peter Potthoff, den Vorstandsvorsitzenden der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Nordrhein, geschrieben, der unserer Zeitung vorliegt. Deutlicher können die Argumente, die Pesch ins Feld führt, kaum ausfallen. Sollte es tatsächlich zu dieser Reform kommen, dann käme dies einem Enthauptungsschlag für den ärztlichen Notdienst gleich, schreibt der Bürgermeister.

Das Vorhaben der KV verfolge ein „völlig illusorisches Planungsziel“, so Pesch. Dieses Ziel sehe vor, für die Städte Wuppertal, Remscheid, Solingen und den gesamten Kreis Mettmann in Zukunft nur noch eine einzige kinderärztliche Notfallpraxis anzubieten — und dies voraussichtlich im Stadtgebiet Wuppertal. Ratinger können nach Düsseldorf ausweichen (zum Beispiel nach Kaiserswerth), doch dort herrscht bereits ein großer Andrang.

Pesch wörtlich: „Damit wird der gesetzliche Sicherstellungsauftrag der KV faktisch ins Gegenteil verkehrt und ein Verdrängungsmechanismus in Gang gesetzt, der einen faktischen Enthauptungsschlag für die seit Jahren gut funktionierenden Notfalldienstpraxen bedeutet.“

Was sieht die Reform vor? Nach eigenen Angaben der KV bestehen in deren Zuständigkeitsbereich (Regierungsbezirke Düsseldorf und Köln) insgesamt 84 Notfalldienstpraxen. Laut Reform sollen in Zukunft nur noch acht Notfalldienstbezirke die Versorgung von rund neun Millionen Menschen sicherstellen. Im Gebiet des Kreises Mettmann, so führt Pesch in dem Schreiben aus, werden zurzeit vier Notfallpraxen für Erwachsene und drei Notfallpraxen für Kinder betrieben, nämlich in Hilden, Langenfeld, Ratingen und Velbert. Allein in den beiden vergangenen Jahren seien in Ratingen insgesamt über 30 000 Menschen behandelt worden. Weder das Engagement der niedergelassenen kassenärztlichen Mediziner noch die bewährte Organisation durch den Ärzteverein Ratingen-Mettmann dürften einem „falschverstandenen Spardiktat“ zum Opfer fallen.

Sollte die Reform dennoch beschlossen werden, müsste Gesundheitsministerin Barbara Steffens (Bündnis 90/Die Grüne) in ihrer Funktion als „Oberste Aufsichtsbehörde“ eingeschaltet werden.

Grund: Pesch sieht dann den gesetzlichen Versorgungsauftrag der KV nicht mehr sichergestellt. Nach Angaben eines Sprechers kommen auf jeden niedergelassenen Kassenarzt im Kreis Mettmann drei bis vier Notfalldienste jährlich zu (inklusive Fahrdienst), von unhaltbaren Belastungen, die einer der Gründe für die Reform sein sollen, könne keine Rede sein.