Pflegedienst steckt im Dauerstau
Auf der Landstraße von Ratingen nach Homberg geht oft nichts mehr für Autofahrer. Für private Pflegdienste ist das besonders dramatisch.
Als wären die Mitarbeiter vieler Pflegedienste nicht schon genug unter Druck: Um die einzelnen Etappen ihrer Touren pünktlich zu erreichen, ist jede Strecke eine Herausforderung gegen die Uhr. Ein neuralgischer Dauerstau befindet sich auf der Landstraße von Ratingen nach Homberg. Vor allem nachmittags rollt hier gar nichts.
Vom Marktplatz bis nach Homberg dauert so eine Strecke gerne 30 bis 45 Minuten länger „Das ist eine starke logistische Herausforderung“, sagt Sylvia Menke, bei der Diakonie verantwortlich für Einsatz und Koordination mobiler Pflegekräfte. „Diese extrem langen Fahrzeiten müssen wir versuchen einzukalkulieren.“
Etwa 25 Kunden sind es im betreffenden Stadtteil, die versorgt werden müssen — und das pünktlich. Diabetes-Patienten beispielsweise, die sich nicht selbst ihr Insulin spritzen können, müssen in einem eng definierten Zeitfenster ihr Insulin bekommen. Ebenso betroffen sind Patienten, die in der sogenannten Grundpflege sind. „Bei denen ohne Verwandtschaft sind wir als Pflegedienst oft die einzigen regelmäßigen Besucher“, sagt Sylvia Menke.
„Ist abzusehen, dass zeittechnisch etwas vollkommen aus dem Ruder läuft, gibt es eine Rufbereitschaft.“ Hier springt dann ein Kollege ein.
Um das Dauerstauproblem rund um Homberg logistisch besser in den Griff zu bekommen, ist bereits bei der Diakonie darüber diskutiert worden, das Quartier nicht länger aus Ratingen, sondern aus Mettmann anzusteuern.
„Vom Marktplatz bis nach Homberg dauert die Strecke durch den Stau viel länger“, weiß auch Andreas Hagemann, Einrichtungsleiter Haus Wiechern. Er weiß nicht bloß von Kollegen aus der Pflege, dass sie Nachmittagsdienste nur ungern übernehmen. „Unsere Bewohner bekommen deutlich weniger Besuche. Das ist eine Einschränkung, die wir bemerken.“ Dr. Jürgen Schroeder, pensionierter Arzt und stellvertretender Vorsitzender des Seniorenrats, hatte eine Anfrage gestellt, was die Stadt in Sachen Stauminderung machen kann. „Die Möglichkeiten der Stadt sind sehr begrenzt, da die Verkehrsmengen zu groß sind“, antwortete Thomas Schrief vom Tiefbauamt. Zunächst soll die Ampelanlage Steinhauser Straße „angepasst“ werden. „Darüber hinaus beabsichtigt die Verwaltung sämtliche Signalanlagen in Homberg komplett überplanen zu lassen.“ Einige Anlagen und Kreuzungsbereiche müssen ebenfalls komplett erneuert werden. „Mit einer Umsetzung ist frühstens Ende 2016 zu rechnen“, heißt es im Antwortschreiben der Verwaltung. Das Teilstück zwischen Hofermühle und Anschluss Velbert will Straßen NRW soll bis 2016/2017 freigeben. Die DEGES (Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH) wird das westliche Teilstück errichten und rechnet mit Bauende etwa für 2018. Solange wird sich ein Teil des Verkehrs ab Hofermühle durch Homberg quälen.