Radrennen schneidet Anwohner ab

Viele parkten ihre Autos außerhalb des gesperrten Gebiets, andere standen vor den Absperrgittern.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Auf der Spur der Tour — unter diesem Motto bekamen gestern Radsportfans einen Vorgeschmack auf den Start der Tour de France 2017 in Düsseldorf. Am Sonntagmorgen starteten die Fahrer der Bundesliga, am Mittag die zwei Rennen der Hobbyfahrer. Die Strecke führte auch durch Ratingen, weshalb unter anderem die Düsseldorfer Straße und der Europaring gesperrt waren. Für die Anwohner war diese Situation nicht ganz einfach.

Kirsten Piekenbrinck wohnt mit ihrer Familie auf der Talstraße und hatte einen Termin in Oberhausen. „Ich habe mein Auto am Samstag in der Nähe der Stadthalle abgestellt. Wir könne zwar über die Knittkuhle zur Autobahn, aber wegen der Sperrung muss man bis Hilden fahren, um nach Oberhause zu kommen“, sagte sie. So konnte Piekenbrinck in Lintorf auffahren.

Auch in der Wohnsiedlung Haarbach Höfe zeigte die Sperrung große Auswirkungen. Viele Parkplätze blieben am Samstagabend leer, weil die Anwohner ihre Autos außerhalb der Siedlung abstellten. Die Haarbach Höfe haben nur eine Ein- und Ausfahrt und waren deshalb komplett abgeschlossen. Auch Michael und Anja Schultz wohnen dort und haben vorher überlegt, ein Auto woanders zu parken. „Wir haben zwei Hunde, einer davon ist eine Dogge. Ohne Auto wird es dann schwierig“, sagte Anja Schultz.

Letztendlich haben sie sich aber dagegen entschieden und sind zu Fuß zum Grünen See gegangen. Michael Schultz: „Es ist natürlich nur ein Tag, trotzdem ist es sehr aufwendig. Wir hätten gerne vorher mehr Informationen gehabt. Uns war nicht klar, dass wir den ganzen Tag überhaupt nicht mit dem Auto aus der Siedlung kommen.“ In einigen Straßen waren Flyer verteilt worden, die ausführlich über die Sperrung informierten. Doch in den Haarbach Höfen sind diese Flyer nicht angekommen.

So wurden einige Anwohner von der Sperrung überrascht. „Unsere Nachbarn haben von dem Radrennen nichts mitbekommen und wollten morgens mit dem Auto wegfahren. Sie kamen dann unverrichteter Dinge zurück“, so Anja Schultz. Trotzdem stehen sie dem Radrennen nicht negativ gegenüber. „Natürlich ist das für Rennradfahrer eine tolle Veranstaltung. Wir verlangen auch nicht, dass darauf verzichtet wird. Etwas mehr Information vorher wäre aber schön gewesen.“

Doch nicht nur für die Anwohner, auch für die Ordner war die Situation nicht einfach. Viele Bürger reagierten wütend, wenn sie nicht durch die Absperrung konnten. Klaus Backhaus aus Düsseldorf stand an der Einfahrt zu den Haarbach Höfen. Er sagte: „Gerade aus der Gerhardstraße wollen viele heraus fahren. Einer ist auch einfach schon bis an das Gitter vorgefahren. Man hätte die Anwohner schon besser informieren können.“ Die Ordner durften nur Notfälle durch die Absperrungen lassen. Das bedeutet auch Pflegedienste oder Krankenwagen, die gerade keinen Einsatz haben, dürfen nicht durch. „Ein Mann wollte seinen Sohn am Nachmittag zu einem Konzert fahren, bei dem er Tuba spielen soll. Das ist zu Fuß natürlich nicht mehr angenehm“, sagte Klaus Backhaus.