Ratingen Das Unterrichten ist ihre große Leidenschaft

Ratingen · Eigentlich ist Eva Müskens längst in Pension. Doch sie unterrichtet weiter an der Paul-Maar-Grundschule in Tiefenbroich. Seit 50 Jahren ist Müskens im Schuldienst.

Zu ihrem Beruf fand Eva Müskens durch ein denkbar originelles Streichholz-Orakel. Vier Alternativen zum Lehrberuf standen zur Auswahl.

Foto: Blazy, Achim (abz)

. Wenn Eva Müskens kurz ihren ganz normalen Terminkalender erklärt, dann ist eins schnell klar: Für die ehemalige Leiterin der Anne-Frank-Schule ist „Pensionsalter“ eine variable Größe. Offiziell in den Ruhestand gegangen 2011, unterrichtet sie nach wie vor. Fünf Stunden pro Woche. Und blickt inzwischen auf 50 Jahre Schuldienst zurück. Im kommenden Schuljahr macht sie weiter. Denn „Lehrerin zu sein ist meine Passion“, sagt sie.

Es gehört zu den wohl beliebtesten Floskeln in Abschiedsreden: Der zukünftige Pensionär gehe in den Unruhestand. Soll heißen: hat jede Menge vor, weiß genau was und freut sich riesig drauf. Für Müskens gilt das, acht Jahre nach ihrer Pensionierung, etwas eingeschränkt. Ihr Terminkalender ist voll, sie kann für keinen Tag der Woche von Unterbeschäftigung sprechen – nur von Unruhe fehlt jede Spur.

„Der Papierform nach bin ich Beamtin in Pension“, sagt sie. Was nicht bedeutet, dass das Land als Ex-Dienstherr auf ihre Mitarbeit verzichten wolle oder müsse. Es ist alles nur rein organisatorisch etwas anders als in den Jahrzehnten zuvor. Ordnung muss sein in Form eines Angestelltenvertrags nebst zugehöriger Personalnummer.

In den Beruf fand Müskens durch eine völlig andere Ordnung, eine, die sie sich selbst gegeben hat und die im Prinzip leicht zu verstehen ist. „Ich habe mir, als es um Studien- und Berufswahl ging, fünf Alternativen auf Streichhölzer geschrieben. Die habe ich gemischt und eines gezogen. Daran habe ich mich dann gehalten. Bereut habe ich es nie.“

Sozialkompetenz steht in der Grundschule im Vordergrund

Zur Pensionierung bekam sie aus dem Familienkreis fünf überdimensionale, mit Berufen beschriftete Streichhölzer geschenkt. Gar nichts Orakelhaftes hat es, wenn Eva Müskens alltägliche Beobachtungen aus Pädagogensicht formuliert: „Oft wird bei Kinder etwas gesucht, was nicht in Ordnung zu sein scheint. Und das fängt immer früher an. Alle werden sofort miteinander verglichen, schon im Kindergarten.“ Gefragt sei aber nicht der Versuch permanenter Optimierung aus Angst vor Defiziten. „Gefragt sind Menschen, die an sich glauben“, stellt sie fest. Das hat für ihr Verständnis von Unterricht direkte Konsequenzen: „An Grundschulen steht das Lehren an dritter Stelle. Wichtiger ist es, das Ego jedes Kindes zu stärken und seine Sozialkompetenz.“

Mit 23 Jahren stand Müskens zum ersten Mal vor einer Hauptschulklasse. Das war 1969 in Essen. Es folgte eine lange Zeit am Schulzentrum Lintorf, das in seiner ursprünglichen Form als „additive Gesamtschule“ geplant war. Ein System, in dem Hauptschule, Realschule und Gymnasium eng zusammenarbeiteten und für ein Höchstmaß an Durchlässigkeit zwischen den Schullaufbahnen sorgen sollten.

Zusätzlich zu den fünf wöchentlichen Unterrichtsstunden leitet Müskens ehrenamtlich das Musikorchester der Anne-Frank-Grundschule. „Dort habe ich nach wie vor ein Heimspiel“, schmunzelt sie.