Sanierung ist abgeschlossen Stadtmauer ist gewappnet für ein weiteres Jahrhundert

Ratingen · Auf gut 160 Metern von der Minoritenstraße bis jenseits des Trinsenturms ist die historische Stadtmauer aufwendig saniert worden. Jetzt sind die Arbeiten beendet.

 Die Gerüste sind abgebaut, die Stadtmauer ist komplett saniert.

Die Gerüste sind abgebaut, die Stadtmauer ist komplett saniert.

Foto: Achim Blazy (abz)

Mehr als eine Million Euro steckt die Stadt Ratingen in die historisch und bauhandwerklich fachgerechte Sanierung der Stadtmauer und die Erneuerung des Stadtgrabens auf den gut 160 Metern von der Minoritenstraße bis jenseits des Trinsenturms.

„Dafür steht die Mauer für ein weiteres Jahrhundert sicher und trägt maßgeblich zum Altstadtflair bei, das Ratingen ausmacht“, sagte Bürgermeister Klaus Pesch bei der abschließenden Begehung der nach 16 Monaten abgeräumten Baustelle. „Das ist richtig toll geworden“, befand Pesch. „Alle Beteiligten haben hervorragende Arbeit geleistet. Mein Dank gilt insbesondere den Projektleitern Andreas Allison und Julia Schwippe, die die Bauabschnitte trotz einiger Widrigkeiten so erfolgreich abgewickelt haben.“

Die Arbeiten dauerten am Ende länger und wurden etwas teurer als ursprünglich geplant. Das hatte im Wesentlichen zwei Gründe. Erstens wurde der Auftrag während der Durchführung erweitert um einen dritten Bauabschnitt vom Trinsenturm bis zum nördlichen Ende der Mauer in Richtung Lintorfer Straße. Zweitens waren die Schäden in der Mauer stellenweise größer als gedacht. „Natürlich haben wir die Mauer vor der Sanierung gründlich untersucht und sie sogar mit einem Tiefenradar gescannt, um Schäden im Inneren zu erfassen“, sagte Hochbaudezernent Martin Gentzsch bei der abschließenden Begehung der ehemaligen Baustelle. „Aber bei historischen Sonderbauwerken muss man nun einmal immer mit Überraschungen rechnen.“

Bauschuttfüllung und schlechterer Zustand als erwartet

Im Fall der Stadtmauer bestätigte sich das an sich positive Radarbild, dass es keine nennenswerten Hohlräume im Inneren gab. Aber dafür fanden die Handwerker jede Menge Bauschutt, der als Füllmaterial verwendet worden war. Diese Verfüllungen mussten dann aufwendig ausgeräumt werden, um das Mauerwerk rückwärtig zu verankern.

Was der Scan auch nicht präzise zeigen konnte: Viele Steine waren in einem schlechteren Zustand als vermutet. Teilweise zerfielen sie, nachdem die defekten Fugen entfernt worden waren. Besonders starke Schäden wies die Mauer ausgerechnet im letzten Bauabschnitt auf. Dort hatten zahlreiche Wurzeln Steine und Fugen gesprengt.

Alle Schäden wurden sorgfältig dokumentiert. 2900 Steine (Grauwacke) wurden ausgetauscht, jeder einzelne wurde markiert und fotografisch festgehalten. Die Arbeiten erfolgten in enger Abstimmung mit der Denkmalbehörde. Die Mauer-Sanierung kostete rund 780 000 Euro, darunter 270 000 Euro Fördermittel des Landes NRW. Die Gesamtmaßnahme zur Überarbeitung der historischen Grabenzone schlägt mit 1,3 Millionen Euro zu Buche.

Voraussichtlich im Winter geht es weiter mit der Erneuerung des Stadtgrabenbereichs und der Neupflasterung des Wehrgangs – einschließlich des Abschnitts zwischen Minoritenstraße und Düsseldorfer Straße. Die Stadtmauer, die übrigens älter ist als die Stadt selbst, ist etwa drei bis vier Meter stark. Die ursprüngliche Höhe lässt sich heute nicht mehr genau bestimmen, denn in friedlichen Zeiten wurde der obere Kranz abgetragen und von findigen Bürgern zweckentfremdet. Gut möglich also, dass die ein oder andere Ratinger Gartenmauer aus Steinen der Stadtmauer errichtet wurde.

Im Jahre 1405 muss Ratingen allerdings eine starke Festung gewesen sein; denn bei der Fehde der Kurkölner gegen Kalkum gelang es nicht, die Stadt Ratingen zu erobern. Es wurden nur die Vordörfer zerstört.

Die Stadtmauer war rund sieben Meter hoch und bis zu zwei Meter dick; der Stadtgraben sieben Meter tief und acht bis zehn Meter breit. Eingefügt in die Mauer waren Türme und Tore, Wacht- und Wehrhäuser.

Von all dem sind Reste der Mauer sowie der Trinsenturm, der Dicke Turm und der Kornsturm übrig geblieben.