Roman und Reiseführer über Oberschlesien
Die beiden Werke werden am Mittwoch vorgestellt.
Ratingen. Am Mittwoch, 28. Juni, 19 Uhr, werden im Oberschlesischen Landesmuseum der Literarische Reiseführer „Oberschlesien“ und der Reportageroman „Der Schwarze Garten“ vorgestellt. Ähnlich wie im Ruhrgebiet hat die Industrialisierung weite Teile Oberschlesiens völlig verändert. Binnen kürzester Zeit und ungeachtet sozialer Kosten und fataler Auswirkungen auf die Umwelt entwickelten sich Dörfer und Kleinstädte zu Industriemolochen. Der Bevölkerungszuwachs wurde durch den Zuzug neuer Arbeitskräfte von außerhalb Preußens begünstigt. Die sich verbreitenden Industriereviere drangen nicht nur in die zunehmend engen Wohngebiete, sondern auch in die ländlich geprägten Räume.
Diesen Wandel beschreibt Magorzata Szejnert in ihrem Buch „Czarny ogród“ (Der Schwarze Garten), das Benjamin Voelkel kongenial ins Deutsche übertragen hat. Sie schildert die Geschichte der oberschlesischen Bergarbeitersiedlungen Gieschewald/Giszowiec und Nickischschacht/Nikiszowiec, ab 1907 nach den Plänen der Architekten Georg und Emil Zillmann aus Berlin errichtet. Von den Konflikten zwischen Deutschen und Polen, die sich in Oberschlesien so radikal zuspitzten wie kaum anderswo, blieben sie nicht verschont.
Der Autorin gelingt es, große Zusammenhänge anhand zahlreicher Details und Anekdoten anschaulich und begreifbar zu machen. Dafür durchforstete sie historische Arbeiten, Archive, Zeitungen, Briefe, Erinnerungen und private Fotoalben, sie sprach mit Nachkommen der ersten Bewohner, die oft noch in den Siedlungen leben. So entstand ein eindrucksvolles, vielschichtiges Bild der Zeit von 1907 bis heute.
Dass aus Oberschlesien bis heute Impulse für eine regionale Identität aus der mehrsprachigen Literatur kommen, zeigt eindrucksvoll Marcin Wiatr in seinem Literarischen Reiseführer Oberschlesien. Hier wurden Joseph von Eichendorff, Max Herrmann-Neiße oder Horst Bienek geboren. Auch Janosch hat seiner Heimat ein belletristisches Denkmal gesetzt, Jaromír Nohavica besang die Region und der Regisseur Kazimierz Kutz hielt sie in einer Filmtrilogie fest. Das Buch widmet sich der Architektur, Wirtschaft, Industrie, Landschaft und Mystik einiger Orte dieser außergewöhnlich facettenreichen Region. Red