Schützen sammeln für die Brauchtumsglocke

Im Turm von St. Peter und Paul soll die neue Glocke bald die über 500 Jahre alte „Märch“ unterstützen. Gute Taten für die heimische Pfarre sind für die Bruderschaft Ehrensache.

Foto: Achim Blazy

Ratingen. Es ist eine der Herzensangelegenheiten von Schützenchef Gero Keusen — die Brauchtumsglocke für St. Peter und Paul. Seit einiger Zeit sammeln die Schützen fleißig Spenden für das Projekt. Und langsam aber sicher kommt Bewegung in die Sache. Bekommt die „Märch“ im Glockenturm, die mehr als 500 Jahre alt ist, also bald Verstärkung? Es begann mit einem Scherz: Im März 2014 hatte Daniel Schilling seine Stelle als neuer Pfarrer in St. Peter und Paul angetreten, einige Monate später stand ihm sein erstes Schützenfest der St. Sebastiani-Bruderschaft bevor.

„In vielen Gesprächen im Vorfeld haben mir die Schützen erklärt, dass sie der Gemeinde sehr verbunden sind und im Laufe der Jahrhunderte immer wieder der Kirche Geschenke gemacht haben“, erinnerte sich Schilling vor einiger Zeit. Dazu kam noch das damalige Motto des Schützenfestes „Lebendige Tradition für Ratingen“ — Grund genug also, sich Gedanken zu machen, wie man Tradition, Brauchtum und Kirche weiter miteinander verbinden kann. Das Ergebnis: Während des Schützengottesdienstes ließ Schilling die Bemerkung fallen, dass in St. Peter und Paul eigentlich noch eine Sebastianus-Glocke fehlt. „Sofort ging ein Raunen durch die Kirche, und das Ganze wurde zum Running Gag während des Schützenfestes“, erzählte Schilling damals.

Gero Keusen, Vorsitzender der Bruderschaft, war jedenfalls genauso überrascht wie die anderen Besucher des Gottesdienstes. Die Idee stand also im Raum, die Schützen waren sich schnell einig: „Wir sammeln für eine Brauchtumsglocke.“ Brauchtumsglocke deshalb, weil auch die Vertreter des Winterbrauchtums nicht lange überzeugt werden mussten, um sich dem Projekt anzuschließen. Auch die Ratinger Jonges sind in Sachen Brauchtumsglocke aktiv dabei. „Vielleicht haben wir bis Aschermittwoch ja schon die Brauchtumsglocke“, frohlockte Schilling jetzt anlässlich des Karnevalsgottesdienstes.

Ganz so optimistisch wollte „Glocken-Vater“ Keusen das jedoch nicht sehen: „Ob das klappt, weiß ich nicht. Aber bis zum Schützenfest im August könnte es schon was werden“, sagte er nach dem Gottesdienst. Gute Taten für die heimische Pfarre sind seit Gründung anno 1433 Ehrensache für die Bruderschaft. Davon zeugen denn auch das Weihrauchschiffchen von 1775 und das Sterbekreuz aus dem 18. Jahrhundert.

In den 1970er-Jahren spendeten die Schützen schließlich ein Kirchenfenster mit dem Heiligen Sebastianus. Finanziert wurden diese Spenden jedenfalls mit dem Königssilber der Bruderschaft, die dafür diverse Königsplaketten einschmelzen ließ.