Spontanumzug zum Prinzengeburtstag

Nach sturmbedingter Absage des Rosenmontagsspektakels zog ein kleiner, feiner Tross durch die Stadt. Zug wird möglicherweise nachgeholt.

Ratingen. Da bekam das Prinzenpaar dann doch noch seinen Zug — klein und fein. Prinz Peter I., der gestern seinen 50. Geburtstag feierte, und Prinzessin Renate I. grüßten beim spontan organisierten närrischen Lindwurm die Jecken, die am Straßenrand standen und ihren Spaß hatten. Die Nachricht von der Absage des großen Rosenmontagszuges hatte sich im Internet auf Facebook in Windeseile verbreitet. Doch die Enttäuschung war schnell verflogen. Hubertus Brauer, der Vorsitzende des veranstaltenden Karnevalsausschusses (KA), betonte: „Wir hatten keine andere Wahl, uns war das Risiko einfach zu groß.“

Detlef Parr, Ratinger Spiesratze

Im Foyer der Stadthalle, wo es bereits eine kleine Party gab, erinnerte sich Ex-Prinz Karl Heinz Schneider an seinen Zug im Jahr 1987: „Es regnete in Strömen, wir wurden klatschnass, doch es gab keinen Sturm, das war der Unterschied.“ Ob es einen Ersatz-Zug geben wird, ist zum jetzigen Zeitpunkt völlig öffen. Doch einige Vereine haben sich schon geäußert. Detlef Parr von der KG Grün-Weiß Ratinger Spiesratze betonte: „Man sollte den Zug nachholen. Ich denke da zum Beispiel auch an das Wurfmaterial, das ja nur ein beschränktes Haltbarkeitsdatum hat.“

Zugleiter Arthur Lenhardt betonte, dass man sich in den nächsten Tagen sicherlich zusammensetzen und Meinungen einholen werde. Eine SMS bekam er gestern aus Hubbelrath. Botschaft: Man sollte den Zug doch bitte vor Beginn der Ernte nachholen, denn dann benötigt man den Schleppwagen. Die Entscheidung, den Zug abzusagen, hatten sich die Organisatoren nicht leicht gemacht: Als die Feuerwehr gestern Morgen im Krisenstab der Zugleitung die aktuellsten Windprognosen präsentierte, gab es aber keine langen Diskussionen.

Arthur und Gabriela Lenhardt sagten den Rosenmontagszug ab: „Das Risiko ist zu groß.“ Ob der närrische Lindwurm irgendwann nachgeholt wird, wolle man in Ruhe entscheiden, sagte Peter Hense, Sprecher des Karnevalsausschusses, sichtlich mitgenommen.

Die Prognosen waren nicht nur eindeutig: „Sie trafen genau zu“, sagte Andreas Möller (DRK), Einsatzleiter. Gemeinsam mit anderen Hilfsdiensten wie Johanniter, Malteser, DLRG und THW hatte man in der Musikschule die Leitstelle für den Zug aufgeschlagen. Als seine Kollegen am Vormittag alles vorzeitig wegräumten, blickt Möller nach oben: Windstärke acht bis neun sei vorhergesagt worden, Böen bis zehn sollten kommen. Das sei voll eingetroffen. Sogar der kurzzeitig blaue Himmel. Seit 30 Jahren ist er dabei. Nur einmal, als der Golfkrieg tobte, sei der Zug bislang abgesagt worden. Die meisten der weit über 100 Helfer wurden nach Hause geschickt, einige halfen beim Zug in Wülfrath, zwei Rettungsfahrzeuge von DRK und Johannitern verstärkten sicherheitshalber die Hauptwache.

Die 10 000 frischen Blumensträuße der Roten Funken, die nun nicht mehr an die Jecken am Zugweg verteilt werden konnten, fanden dankbare Abnehmer in den Altenheimen der Stadt. Die Fraktion der Piraten hatte den Integrationsrat zur Party eingeladen.