Wiever übernehmen die Stadt
Die Ratinger Narren trotzten dem Dauerregen, die Stimmung auf dem rappelvollen Marktplatz war bestens.
Ratingen. Zunächst ein Riesen-Kompliment an die unverwüstlichen Narren, die es bei Bindfäden-Regen auf dem Marktplatz so richtig krachen ließen. Als Bürgermeister Klaus Konrad Pesch, das Prinzenpaar Peter I. und Renate I. sowie der singende Wirt Heinz Hülshoff das berühmte „Viva Ratingia“ von der Bühne schmetterten, da tönte die jecke Gemeinde geschlossen mit. Ein Bild mit Symbolcharakter: Das Winterbrauchtum verbindet und lässt die alltäglichen Sorgen für ein paar Stunden vergessen.
Drinnen, im Bürgerhaus, gab es ebenfalls eine muntere Party: Verwaltung und Politik zeigten sich in närrischer Eintracht. Besonders kreativ fielen in diesem Jahr die Kostüme aus. Alexander von der Groeben, Fraktionschef der Bürger Union, ging als Fan des Fußball-Bundesligisten Hamburger SV. Er sei ja gebürtiger Hamburger, so der Politiker. Dass Elvis, die Legende, lebt, bewies der CDU-Bundestagsabgeordnete Peter Beyer, der so gar ein Mikro dabei hatte (aber nicht sang). Melanie Meyer, die Ratinger CDU-Chefin, ging als weiblicher Häuptling und verteilte herzhafte Würste, die man sich als eine Art Orden umhängen konnte. Der mit Abstand längste Narr war an diesem Tag Kämmerer Martin Gentzsch, der normalerweise 2,05 Meter misst, aber dank Gartenzwerg-Hut gefühlte drei Meter erreichte. Ein Interview auf Augenhöhe? Unmöglich! Als strammer Reiter kam Bürgermeister Klaus Konrad Pesch daher, der natürlich versuchte, die Festung Bürgerhaus zu verteidigen — was ihm erwartungsgemäß nicht gelang. Nach kurzer Zeit wedelte die weiße Fahne aus dem Fenster. Noch ein Wort zum Bürgermeister: Der kam zunächst gar nicht rein, weil er kein Extra-Bändchen am Arm trug. Und der Sicherheitsdienst kannte das Stadtoberhaupt offenbar nicht. Doch das Problem war schnell gelöst. Ein Blickfang war auch Thomas Woywod, Chef der Piraten-Fraktion, der als verkleideter Inder zwecks Foto auf Robert Ellenbeck traf. Der brachte als Hippie zusätzliche Farbtupfer in die Runde. Auch an vielen anderen Orten wurde kräftig gefeiert — so auf der legendären Balcke-Dürr-Party.