Stadt stellt Masterplan zur Integration der Flüchtlinge auf
Die Versorgungslage hat sich verschärft: Gestern Abend beschäftigte sich der Rat mit einem Notplan.
Ratingen. Längst geht es für Rolf Steuwe, den Ersten Beigeordneten, nicht mehr nur ums pure Tagesgeschäft. In seiner umfangreichen Ausarbeitung, die gestern Abend das prägende Thema im Rat war, nennt er präzise die Herausforderungen, die auf die Stadt in den nächsten beiden Jahren zukommen werden.
Bis zum Ende des Jahres 2016 rechnet der Sozialdezernent mit 2102 Flüchtlingen, am Ende des Jahres 2017 sollen es 2909 Asylbewerber sein. Steuwe schließt nicht aus, dass die hohe Zahl der Bürgerkriegsflüchtlinge sogar noch steigen wird. Die Stadt steht vor sehr schwierigen Aufgaben, die aus Sicht der Verwaltung nur mit Hilfe eines umfangreichen Maßnahmenpaketes bewältigt werden können. Nach aktuellen Berechnungen sieht die Lage so aus: In der ehemaligen Kita in Hösel kommen 32 Flüchtlinge unter, in einem Ergänzungsbau der Unterkunft Am Sondert in Breitscheid werden weitere 60 Personen untergebracht. Mehr als 500 zusätzliche Plätze werden laut Stadt benötigt. Zieht man die 150 Plätze in der Notunterkunft des Landes (Elsa-Brandström-Schule) ab, sind es noch immer 350 Plätze, die akut fehlen.
Dies bedeutet: Die Stadt braucht dringend größere Objekte — auch mit Blick auf die kommenden Jahre. Von der Strategie, wonach es in Ratingen (abgesehen von Landeseinrichtungen) keine Unterbringungsobjekte mit mehr als 100 Plätzen geben soll, will sich die Stadt schnellstmöglich verabschieden. Es sei nicht möglich, zahlreiche Objekte in dieser Größenordnung zu finden, auch die Betreuung der Einheiten sei vom Aufwand her nicht mehr zu vertreten, so die Verwaltung. Was schlägt Steuwe in seinem Papier konkret vor? Es geht vor allem um den Kauf oder die Anmietung von großen Gebäuden. Und das Land soll bei einer Immobilie konkret eingebunden werden — und zwar mit Blick auf die Nutzung eines Gebäudes als Zentrale Unterbringungseinheit (ZUE). Die Flüchtlingszuweisungen für die Stadt werden in diesem Fall angerechnet.
Auch kleinere Einheiten sollen gekauft oder angemietet werden. Zudem will man sich auf dem Wohnungsmarkt weiterhin sehr intensiv umsehen. Laut Vorgaben des NRW-Innenministers sollen syrische Staatsangehörige vorrangig in Wohnungen untergebracht werden. Das Sozialamt wird durch eine Verwaltungskraft verstärkt, die sich ausschließlich mit weiteren Unterbringungsmöglichkeiten für diese Flüchtlinge beschäftigen wird. Steuwe betonte: „Zurzeit sind 181 Asylbewerber in Wohnungen untergebracht.“
Außerdem soll es ein neues Konzept geben, das sich mit der Betreuung der Unterkünfte durch Hausmeister, Sicherheitsdienste und Sozialverbände befasst.