Stadthallen-Insolvenz: „Der Pächter ist nicht Herr im eigenen Haus“
Für Dehoga-Experte Rainer Spenke ist der Fall typisch für diese Art eines Gastronomiebetriebs.
Ratingen. Die Insolvenz von Stadthallen-Pächter Heinz Hülshoff schlägt hohe Wellen. Rainer Spenke, Geschäftsbereichsleiter des Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga) in Neuss hält die aktuelle Ratinger Nachricht für symptomatisch. Landauf, landab geraten Stadthallen, Bürgerhäuser aber auch Gaststätten mit angeschlossenem Saalbetrieb immer häufiger in Schwierigkeiten.
Ursachenforschung: „Der Pächter einer Stadthalle kann seinen Jahres-Terminkalender nicht komplett selbst gestalten, ist sozusagen nicht uneingeschränkt Herr im eigenen Haus. Er ist verpflichtet, bestimmten Veranstaltungen Vorrang einzuräumen. Das macht die Kalkulation schwierig“, sagt Spenke.
In Zeiten knapper Budgets sei auch die Kalkulation einzelner Veranstaltungen oftmals eine Gratwanderung. „Was ist machbar, was muss ich bieten?“ Diese Überlegung, so Spenke, stehe regelmäßig an.
Die Stadthallen-Finanzierung sei das Problem vieler Gemeinden, so die Erfahrung des Dehoga-Fachmanns. Gerade Kombinationen aus Restaurant- und Hallenbetrieb seien nicht ohne Tücken: „Man stellt es auch in guten Hotels fest: Sie bieten zum Teil gehobene Restaurant-Kultur mit an — aber in die Restaurants gehen dann vorrangig die Hotelgäste. Weil ein Hotel eher nur als Hotel wahrgenommen wird.“ Ähnlich könnte es sich bei einem Restaurant verhalten, das räumlich zur Stadthalle gehört.
In Ratingen waren Hülshoff offenbar die Kosten davongelaufen. Zum einen, weil die Halle übers Jahr stark unterschiedlich ausgelastet ist, zum anderen, weil das Restaurant „Ratingia“ zwar selbstgestellte Ansprüche erfüllte, aber ebenso wenig wie die neue Seeterrasse den nötigen Umsatz brachte.