Stadttheater soll gesund und schön werden

Derzeit wird das PCB-haltige Material aus den Betonfugen des 42 Jahre alten Gebäudes entfernt. Dach und Fassade werden saniert.

Ratingen. Bei Bauarbeiten gilt der Spruch „Jute statt Plastik“ nicht. Vor allem, wenn Termine eingehalten werden sollen und unsicheres Wetter droht. Das ist zurzeit bei der Renovierung des Stadttheaters am Europaring zu beobachten. Hinter den Folien wird aber auch PCB-haltiges Material aus den Fugen zwischen den Waschbetonteilen entfernt und durch gesundheitsverträgliches Material ersetzt.

Das gehört zu einem groß angelegten Renovierungsvorhaben, mit dem die Stadt ihren 42 Jahre alten Kulturtempel wieder auf Vordermann bringen will. Es geht um die Fassaden und ums Dach.

Rund 420 000 Euro sollen zielführend verbaut werden, und das zum Teil schon bis zum Ende der Ferien. Auf jeden Fall bis zum Beginn der neuen Theatersaison. Und die fängt am 17. September mit dem Trimborn-Musikwettbewerb und „Lachen live“ am 22. September an.

Die oben erwähnten und zu entfernenden Polychlorierten Biphenyle (PCB) sind Weichmacher, in Deutschland bereits seit 1978 verboten. Als das Gebäude nach den Plänen des Architekten Walter Dansard Anfang der 70er Jahre errichtet wurde, galt das allerdings noch nicht. Und so steckt der krebserregende Stoff noch heute hier wie deutschlandweit in zahlreichen anderen öffentlichen Gebäuden.

Stefan Welling vom Amt für Gebäudemanagement betreut im Amt die Baustelle und erklärt, dass auch die Stadt von Rechts wegen überwachen müsse, dass auf der Baustelle tätige Leute vor Unbilden geschützt werden. Also — von dieser Seite wird alles getan. Die Arbeiten umfassen nun an den Fassaden zum Beispiel die Entfernung loser Betonstücke, die sich über verrosteten Moniereisenteilen befinden. Das Eisen wird nach dem Freilegen sandgestrahlt, mit einem Schutzbezug versehen und erneut mit einer Schicht zugeschmiert, deren Optik den restlichen Flächen entspricht.

„Heute ist eine vier Zentimeter dicke Überdeckung vorgeschrieben — damals waren es nur anderthalb Zentimeter“, erklärt Welling. Und die hat nicht der Zahn der Zeit, sondern haben Wind und Wetter in mehr als vier Jahrzehnten angegriffen. Während die Fassadenarbeiten mit rund 100 000 Euro Kosten zu Buche schlagen, muss die Stadt für die Rettung, beziehungsweise Renovierung der 1600 Quadratmeter Dachfläche schon ein paar Scheine mehr in die Hand nehmen, konkret: 320 000 Euro. Dafür kann dann aber auch die alte Dämmung entfernt und eine neue aufgebracht werden.

Alles in allem sind das Arbeiten, die nach der Fertigstellung zwar keinem Besucher des Ratinger Stadttheaters besonders auffallen werden, die aber für die Substanz des Hauses noch wichtiger sind als die Erneuerung des blauen Anstrichs der Rahmen rings um die Fenster.

Im Jahr 1993 war das Stadttheater innen umgebaut worden. Damals hatte es unter anderem eine neue Bestuhlung gegeben und war die Bühnentechnik erneuert worden. Vor wenigen Jahren verriet noch zu Beginn der Spielzeit empfindlichen Nasen die Tatsache, dass der Bühnenboden frisch gestrichen worden war. Diesmal wird man wahrscheinlich nichts von all den Arbeiten riechen können, die das Theater erhalten sollen.