Stadtwerke wieder mit Gewinn

Nach Verlusten in 2008 verzeichnen die Stadtwerke jetzt einen Überschuss von 4,2 Millionen Euro.

Ratingen. Vor zwei Jahren haben manche die Stadtwerke Ratingen kurz vor dem Ruin gesehen: 2008 wies die Jahresbilanz einen Verlust von fast 800 000 Euro auf. Ursache für den massiven Gewinneinbruch: Die Regulierungsbehörde für Netznutzungsentgelte verpflichtete die deutschen Energieversorger, Rücklagen für eventuell zu viel kassierte Entgelte für die Netznutzung zu bilden. In Ratingen mussten 4,6 Millionen Euro dafür abgezweigt werden.

Ein Jahr später zeigt sich ein ganz anderes Bild: Im Geschäftsjahr 2009 wurde ein Bilanzgewinn von rund 4,2 Millionen Euro erzielt. Der Umsatz des zu drei Vierteln im Besitz der Stadt befindlichen Versorgers kletterte um 1,35 Millionen auf knapp 102 Millionen Euro, die Bilanzsumme beträgt mehr als 125 Millionen Euro.

Im Gasbereich konnte der Umsatz um fast 14 Prozent zulegen (plus 810 000 Euro), dagegen sanken die Erlöse beim Strom (minus 2,5 Prozent/ 400 000 Euro) und beim Wasser (minus 1,2 Prozent/120 000 Euro). Nach wie vor defizitär sind die Bäderbetriebe, die den Stadtwerken Verluste von 2,45 Millionen Euro beschert haben. Dieses Minus drückt letztlich den Brutto-Jahresüberschuss von 6,65 auf 4,2 Millionen Euro.

Der Gewinn muss jedoch mit dem Miteigentümer der Stadtwerke, dem Energieversorger RWE, entsprechend des Geschäftsanteils (24,77 Prozent) geteilt werden. Da die Verluste aus den Bädern nicht mit den Gewinnen aus dem Gas-, Strom- und Wasserbereich verrechnet werden dürfen, erhält RWE knapp ein Viertel des gesamten Jahresüberschusses: knapp 1,65 Millionen Euro. Eine Million wird ausgeschüttet, der Rest geht in eine Gewinnrücklage.

Der Stadt Ratingen, die 75,23 Prozent der Stadtwerkeanteile besitzt, steht aus dem Überschuss ein Betrag von rund 2,55 Millionen Euro zu, die nach einer Empfehlung des Aufsichtsrates aber nicht ausgeschüttet werden sollen. Das Geld soll zusammen mit dem Gewinn aus 2010 erst im Haushaltsjahr 2011 ins Stadtsäckel fließen, um die dann erwarteten Finanzlöcher zu stopfen.

Dass im jetzt ablaufenden Geschäftsjahr erneut ein kräftiger Gewinn erzielt wurde und auch in den kommenden Jahren schwarze Zahlen geschrieben werden, gilt als sicher — trotz hoher Investitionen. So wollen die Stadtwerke in 2011 ihr zweites Windrad errichten. Drei Millionen Euro sind für den Riesenpropeller einkalkuliert, der den 20-fachen Ertrag des bestehenden Windrades erbringen soll.

Außerdem steigen die Stadtwerke auch in die IT-Technologie ein. Der Norden Breitscheids wird als Pilotprojekt komplett mit „intelligenten“, elektronischen Stromzählern ausgestattet, 500 Haushalte im unterversorgten Stadtteil bekommen dazu eine leistungsfähige Internetverbindung. Das System „Breitband-Powerline“ erfolgt über das bestehende Stromnetz. Und beim Ausbau der Erdgasversorgung werden superschnelle Glasfaserkabel verlegt, die Datentransfers von bis zu 1000 Megabits pro Sekunde leisten können. „Die Nachfrage nach diesen Angeboten hat einen deutlichen Schub bekommen“, sagte Stadtwerke-Prokurist Hans-Horst Sprenger.

Als „sehr attraktiv“ bezeichnete er auch den Bonus, den die Stadtwerke für neue erdgasbetriebene Privat- und Firmenwagen zahlen. Und auch mit der Gründung einer Bürgersolaranlage scheint der Energieversorger den richtigen Riecher zu haben. „Wir verzeichnen ein reges Interesse an den Anteilen“, bestätigt Sprenger.