Vier Fraktionen wollen das Rathaus in der Innenstadt

BU steht mit der Idee, ins Vodafone-Gebäude zu ziehen, alleine da.

Foto: Blazy

Ratingen. Es gibt ein deutliches Festhalten an den Neubau-Plänen, doch die Debatte zum Standort des Rathauses geht weiter und sorgt für neuen Gesprächsstoff. Hermann Pöhling, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, betont: „Der Vodafone-Standort kommt für uns nicht in Frage!“

Zu den Ideen der Bürger Union (BU), den Rathausneubau eventuell fallen zu lassen und mit der Verwaltung in zum Teil wohl sanierungsbedürftige Gebäude am D2-Platz zu ziehen, sagt Susanne Stocks, Ratsmitglied der Grünen-Fraktion: „Die kommunale Selbstverwaltung ist der Grundpfeiler unserer Demokratie, das Rathaus mit Rat und Verwaltung gehört ins Zentrum der Stadt.“ Der Firmensitz wird voraussichtlich erst Ende 2018 aufgegeben und müsste nach Ansicht der Grünen für die Zwecke einer Rathaus-Nutzung saniert und umgebaut werden.

„Durch eine solche Umplanung wären sämtliche bereits für den Rathausneubau getätigten Ausgaben verschwendet, Fördergelder gehen verloren, Kosten- sowie zeitintensive Neuplanungen verschieben die Realisierung eines neuen Rathauses mindestens auf das Jahr 2020 oder gar 2021“, urteilt Christian Otto, Sprecher für Stadtentwicklung der Grünen. Im Übrigen bezweifelt er den Kostenvorteil einer Mietlösung am D2-Platz. Die derzeitigen verstreuten Provisorien von Rat und Verwaltung würden zudem länger bestehen, fügt er an.

Christian Wiglow, SPD

Auch die SPD hat sich festgelegt. „Ein Rathaus — in welchem Umfang auch immer — gehört in die Stadt als sichtbares Zeichen kommunaler Demokratie“, sagt Fraktionschef Christian Wiglow. Er ergänzt: „Von dem Volumen von rund 33 Millionen Euro (abzüglich drei Millionen Euro Förderung) sind rund sechs Millionen Euro verausgabt worden für Planungskosten, Abriss, Zwischenmieten, EDV und andere Dinge. Ein Teil dieses Investments wäre verloren, würde der Kurs jetzt geändert.“

Das Areal am Vodafonehaus sei ein attraktiver Standort für Gewerbe, den „wir nicht ohne Not aufgeben sollten“. Es handele sich ja auch um eine Quelle für Gewerbesteuer. Stephan Kaiser, Leiter des Oberschlesischen Landesmuseums in Hösel, betont: „Es kommt darauf an, dass eine Stadtverwaltung handlungsfähig ist, dass sie gut erreichbar ist und dass die Arbeit flexibel zu handhaben ist. Mir erscheint es sehr sinnvoll, sich mit Alternativen zu einem Neubau zu beschäftigen. Es ist überhaupt kein Verlust für Ratingen, wenn die Stadtverwaltung dort ansässig wäre, wo zuvor eine Konzernverwaltung funktionierte. Ein Rathaus war früher die Stadtmitte. Eine bürgerorientierte Stadtverwaltung stellt heute weder die Stadtmitte noch die Stadtidentität dar.“ Fakt ist: Im Rat zeichnet sich eine klare Mehrheit (SPD, CDU, Grüne und FDP) für den bereits eingeschlagenen Weg ab.