Willkommensklasse gestaltet Kunstprojekt über Glauben
Seit drei Jahren gibt es in der Ebert-Realschule eine Klasse, in der Jugendliche aus vielen verschiedenen Ländern lernen.
Ratingen. Seit fast drei Jahren gibt es an der Friedrich-Ebert-Realschule (FES) eine sogenannte Willkommensklasse. „Die Schüler kommen aus den verschiedensten Ländern von der ganzen Welt. Und so bunt die Mischung ihrer Heimatländer ist, so bunt ist auch die Mischung ihrer Religionen. Christen, Juden, Muslime, Jesiden, Buddhisten aber auch Schüler ohne Religionszugehörigkeit lernen hier gemeinsam, in der ersten Zeit hauptsächlich die deutsche Sprache. Nach und nach kommen auch die anderen Fächer hinzu, bis ein Übergang in eine Regelklasse erfolgen kann“, sagte Lehrerin Gwendolyn Dembowsky.
Um ihnen die Integration in einer für sie neuen Heimat mit zum Teil völlig anderer Kultur zu erleichtern, gab es Ende 2017 für sie ein Schulprojekt mit den Schwerpunktthemen „Kreativ sein — aber interreligiös!“ und „Meine neue Heimat Ratingen“. Unterstützt wurde es vom Caritasverband Kreis Mettmann. Vor etwa zwei Jahren ist die Verbindung zwischen der FES und dem Verband entstanden, als die Schule Erlöse aus einem Charitylauf gespendet hatte. Seitdem wurden schon einige Aktionen von der Caritas unterstützt.
Im Projektteil „Interreligiös“ haben die Schüler individuelle Eindrücke zum Thema „Religionen“ kreativ umgesetzt. Zunächst haben sie Informationen über Religionen in den eigenen Familien gesammelt und anschließend über die unterschiedlichen Glaubensrichtungen in der Klasse gesprochen. Nach einem Besuch einer Ausstellung zu diesem Thema haben sie dann ihre Gedanken in Bildern künstlerisch festgehalten.
Der fünfzehnjährige Steven aus Venezuela hatte sich bei seinem Bild beispielsweise von der Geschichte von Adam und Eva inspirieren lassen und malte einen Apfel, als Symbol für die originale Sünde, vor einem Kreuz, um das sich eine Schlange windet, die wiederum für den Teufel steht. Die 13-jährige Sidra aus Syrien verewigte auf ihrem Kunstwerk gleich drei Religionen. Ihr Bild zeigte zum einen das Kreuz für die Christen, den Koran als Symbol des Islams und für das Judentum den Stern. Das Bild sei wichtig für sie, weil die drei Religionen für sie wie eine Familie seien und jede davon eine eigene Bedeutung habe. Im zweiten Teil des Projektes fotografierten die Schüler der Willkommensklasse Gebäude, Pflanzen und Situationen in Ratingen, die sie besonders beeindruckt hatten. Für Chris aus den USA war es ein großer alter Baum. „Solche Bäume habe ich noch nie gesehen. Zu Hause in Kalifornien sind sie zwar auch hoch, aber viel schmaler“, erklärte er. Nacha ist dreizehn Jahre alt und kommt aus Thailand. Sie liebt den Weihnachtsmarkt, auf dem sie auch Geschenke für ihre Familie gekauft hatte. Darum hat sie die weihnachtliche Ratinger Innenstadt fotografisch festgehalten.
„Die Kinder wachsen über sich hinaus, wenn sie sich Gedanken über Heimat und Religion machen und diese auch ausdrücken können. Und wenn sie dies dann auch noch ausstellen können, ist es für sie besonders toll. Es ist eine tolle Form der Integrationshilfe, bei der alle voneinander lernen können und die wir darum gerne unterstützen“, sagte Ursula Hacket von der Flüchtlingshilfe des Caritasverbands.