Rolf Meyers Hobby ist die Evolution

Rolf Meyer ist fasziniert von Menschenaffen. Dafür ist der pensionierte Lehrer früher um die ganze Welt gereist

Kreis Mettmann. Wandern, spazieren gehen, verreisen — Rolf Werner Meyers Hobbys hören sich zunächst unspektakulär an, wenn er danach gefragt wird, was er in seiner Freizeit gerne macht.

Aber dann kommt der Ratinger ins Reden, und aus seinem Mund kommen Sätze wie: „Im Grunde sind wir Menschen Primaten“ oder: „Dass wir Kriege führen, hat mit unserer Verwandtschaft mit den Schimpansen zu tun.“ Und schon wird es interessant.

Denn Rolf Meyer kennt sich aus mit Menschenaffen, dem modernen Menschen, warum er so ist, wie er ist, und wie die Zukunft des Homo sapiens sapiens aussehen könnte. Denn eines seiner Hobbys ist die Auseinandersetzung mit dem Thema Evolution.

Er ist überzeugt davon, dass es sich lohnt, „in die Stammesgeschichte der Menschheit zu schauen. Denn nur wer diese sich anschaut, kann auch die Zukunft der Menschheit besser gestalten.“

Wie der moderne Mensch entstanden ist und was ihn auszeichnet, darüber weiß Meyer bestens Bescheid. Er hat sogar mehrere Bücher zu dem Thema verfasst. Und was könnte da passender sein, als sein Wissen um die Menschheitsgeschichte als Mitarbeiter des Neanderthal Museums an Andere weiterzugeben.

Bis zu 18 Mal im Jahr fährt er vom heimischen Ratingen ins Neandertal und hält dort Führungen. Das macht er seit 1996 und ist damit sozusagen „Mitarbeiter der ersten Stunde“, wie selbst seine „Chefin“ Bärbel Auffermann, stellvertretende Museumsdirektorin, sagt.

An seine erste Führung erinnert er sich heute noch genau. „Das war am zweiten Tag nach der Eröffnung des neuen Museums — an einem Samstag“, sagt er. Damals habe er sich länger auf eine Führung vorbereiten müssen als heute. „Das geht jetzt ein wenig schneller. Ich brauche ungefähr zwei bis drei Wochen, wenn beispielsweise eine neue Sonderausstellung ansteht.“

Dass er sich für die Evolution und die Verhaltensbiologie des Menschen interessiert, kommt nicht von ungefähr. Meyer war Biologie- und Chemielehrer am Lintorfer Kopernikus-Gymnasium. „Und als Lehrer habe ich mich mit meinen Schülern natürlich auch mit der Evolution beschäftigt.“

Die Wurzeln für sein Interesse an den Menschenaffen seien aber viel früher gelegt worden. „Meine Kindheit habe ich in Dresden verbracht. Meine Mutter ist mit uns Kindern immer in den Zoo gegangen. Und dort war ich von einem Schimpansen fasziniert“, sagt Meyer, der sogar noch den Namen des Tieres kennt: „Pitt“.

Und seitdem haben ihn die nächsten Verwandten des Menschen nicht mehr losgelassen. Doch bevor er sich intensiver mit ihnen beschäftigen konnte, führte das Schicksal ihn auf andere Lebenswege — oder besser gesagt: einmal um die ganze Welt.

Nach einer Ausbildung als Chemielaborant und Chemotechniker ging er ein Jahr an die Ostküste der USA, wo er in Cape Code, einem der führenden Institute für Meereskunde, bei Forschungsarbeiten assistierte. Danach unternahm er auch Forschungsreisen. Einmal fuhr er von Dakar im Senegal nach Recife in Brasilien, um den mittelatlantischen Gebirgsrücken zu untersuchen.

Dann reiste Meyer weiter: einmal durch die ganze USA und Kanada — rund 10 000 Meilen. Aber das reichte immer noch nicht. Mit 25 wollte er mehr von der Welt sehen und reiste um den ganzen Erdball, bis er 1967 wieder im Rheinland ankam. Er machte sein Abitur nach und studierte auf Lehramt. Ab 1977 lehrte er dann in Ratingen am Gymnasium.

Seit 2005 ist er im Ruhestand, wenn bei Meyer davon überhaupt die Rede sein kann. Denn selbst am Dienstag, an seinem 70. Geburtstag, ist er nicht einfach nur im Kreis seiner Liebsten und isst Torte. Nein, er ist im Neanderthal Museum und hilft, die neue Sonderausstellung „Wie Menschen Affen sehen“ vorzubereiten.

„Ich kann einfach nicht anders. Und wir sollten uns als Menschheit viel mehr um diese Tiere kümmern. Denn wenn wir sie besser kennen, kennen wir uns auch selbst besser“, sagt er.