Hallenfußball TuSpo Richrath setzt sich die Krone auf

Langenfeld. · Ausgerechnet im Jubiläumsjahr reichte es für eine Truppe aus Kreisliga-Spielern und Alten Herren zum Sieg bei der Stadtmeisterschaft im Hallenfußball.

Torwart Markus Berres blieb in dieser Szene Sieger im Duell mit dem Reusrather Florian Franke bei dessen Schuss im Finale der Stadtmeisterschaft.

Foto: Matzerath, Ralph (rm-)

Der Tuspo Richrath hat am Samstag das Jahr 2019, in dem der Verein sein 150-jähriges Bestehen gefeiert hatte, mit dem Gewinn der Langenfelder Hallenfußball-Stadtmeisterschaften gekrönt. Passenderweise war der Titelgewinn in der Sporthalle des Konrad-Adenauer-Gymnasiums dann auch ein Erfolg des gesamten Vereins: Weil aus dem Kreisliga-A-Team nicht genügend Spieler zur Verfügung standen, hatten die Richrather ihre Mannschaft mit erfahrenen Akteuren von den Alten Herren aufgefüllt. Mit Michael Dahmen, Carsten Elm, den Brüdern Kosta und Zdravko Knezevic sowie Torhüter Markus Berres waren gleich fünf Spieler mit von der Partie, die die 40 Jahre schon deutlich überschritten hatten. Eine Melange, die überraschend gut harmonierte und am Ende sensationell Stadtmeister wurde. „Wir hatten anfangs nur sechs Spieler, die in der Halle mitspielen konnten oder wollten. Dass wir dann auf die Alten Herren zugegangen sind, lag vor allem daran, dass wir unseren Jungs im Turnier auch Pausen geben wollten. Aber weil die Mischung einfach stimmte, sind wir jetzt sogar Stadtmeister geworden. Ich möchte ein Riesenlob an die Jungs aussprechen, die uns geholfen haben. Das war eine bombastische Leistung, und ohne sie wäre dieser Sieg hier nicht möglich gewesen“, betonte Tuspo-Trainer Rudi Mirtic.

Unterm Strich verliefen die Stadtmeisterschaften diesmal allerdings deutlich weniger rasant als in den Vorjahren. Das lag auf der einen Seite daran, dass zahlreiche Mannschaften auf Nummer sicher gegangen waren und viele ihrer technisch stärksten Akteure lieber zu Hause gelassen hatten. Auf der anderen Seite trug aber auch das veränderte Regelwerk nicht gerade zur Attraktivität des Turniers bei: Anders als in den Vorjahren wurde diesmal auf kleine Handballtore gespielt und nicht wie gewohnt auf die deutlich größeren Fußball-Jugendtore. Außerdem hatten die Richrather Ausrichter die Turnierleitung nicht auf, sondern vor der Tribüne aufgebaut, sodass es nun zumindest auf der der Tribüne zugewandten Seite keine Bande sondern ein Seitenaus gab. Dadurch kam vergleichsweise weniger Spielfluss zustande, und vor allem fielen deutlich weniger Tore: Waren es im Vorjahr, als sich der HSV Langenfeld den Titel sicherte, noch 119, trafen die Akteure am Samstag deutlich seltener als halb so oft ins gegnerische Handball-Gehäuse und brachten nur 45 Treffer zusammen.

In der Vorrunde dominierten die Bezirksligisten erwartungsgemäß: Schon nach den ersten beiden Durchgängen standen der HSV Langenfeld, der SC Reusrath und der SSV Berghausen als Halbfinalisten fest. Den letzten Startplatz lösten die Richrather im letzten Spiel gegen den GSV Langenfeld II auf denkbar knappe Art und Weise: Beide Teams hatten sich zuvor gegen den VfB Langenfeld durchgesetzt und gegen den HSV Langenfeld den Kürzeren gezogen, bei Punktgleichheit hatte Tuspo im Vorfeld aber das bessere Torverhältnis. Weil der B-Ligist vom Gravenberg aber bis in die Schlussminute hinein mit 2:1 in Führung lag, sah es lange Zeit nach einer Sensation aus. Jetzt erwachten auch die Zuschauer auf den Tribünen aus ihrer Lethargie, und es bildete sich eine Fraktion, die dem Außenseiter GSV die Daumen drückte, und eine nicht minder große Gruppe von Unterstützern der Richrather. Letztere ließ Kevin Kluthe zwölf Sekunden vor dem Ertönen der Schlusssirene in Jubelstürme ausbrechen, als er den zuvor herausragend parierenden GSV-Keeper Sascha Ulbricht doch noch überwinden konnte und seine Mannschaft damit ins Halbfinale schoss. „In dem Moment haben die Jungs Blut geleckt“, erklärte Tuspo-Coach Mirtic.

Im Semifinale schalteten die Richrather nun den SSV Berghausen aus, der sich durch eine herausragende Vorrunde ohne ein Gegentor und vor allem durch den klaren 4:0-Erfolg gegen Klassenkonkurrent SC Reusrath zwischenzeitlich zum klaren Favoriten auf den Turniersieg gemausert hatte. Im Halbfinale konnten die Berghausener ihr Kombinationsspiel aber nicht aufziehen, weil Tuspo sehr gut verteidigte und zum Ende hin nach vorne die entscheidenden Angriffe setzte: Drei Minuten vor Schluss brachte Benedikt Kremer Richrath mit 1:0 in Führung, und kurz darauf legte Alen Vincazovic per Abstauber sogar das 2:0 oben drauf.

Genau in dieser Szene warf ein neutral gekleideter Zuschauer einen Bierbecher in Richtung eines Berghausener Spielers, der daraufhin auf die Tribüne kletterte, um eine kurze Diskussion mit dem Übeltäter anzuzetteln. Dafür verpasste ihm der Schiedsrichter eine Zeitstrafe, und TuSpo Richrath hatte in Überzahl kein Problem, die Führung über die Zeit zu bringen. Das Positive an der hässlichen Szene: Der Becherwerfer entschuldigte sich im Nachhinein persönlich bei der Berghausener Mannschaft und spendierte den Akteuren zur Wiedergutmachung eine Runde Kaltgetränke.

Weil im zweiten Halbfinale der SC Reusrath auf deutlich weniger spektakuläre Art und Weise, dafür aber klar, den in der Vorrunde ebenfalls bärenstarken HSV Langenfeld mit 4:0 geschlagen hatte, blieb den beiden favorisierten Bezirksligisten nur das Spiel um Platz drei. Hier setzte sich der Vorjahressieger mit 2:1 gegen Berghausen durch und wurde immerhin Dritter. „Unsere Vorrunde war überragend, im Halbfinale gegen Reusrath hatten wir einen kurzen Totalausfall und sind dann gegen Berghausen aber noch einmal zurückgekommen“, fand HSV-Co-Trainer Heiko Schornstein.

Das Endspiel zwischen Richrath und Reusrath wurde dann noch einmal spannend: Vincazovic hatte die Richrather zwar früh mit einem Treffer aus spitzem Winkel in Führung gebracht, doch in der Schlussphase glich Moritz Neukirchen, der wie viele der Reusrather Akteure sonst in der zweiten Mannschaft spielt, zum 1:1 aus. Kurz vor Schluss gelang Tuspo aber der entscheidende Schlag, und dabei war sogar einer der alten Hasen maßgeblich beteiligt: Kosta Knezevic schirmte den Ball mit dem Gegenspieler im Rücken hervorragend ab und servierte für Kluthe, der das Leder zum 2:1 in die lange Ecke jagte.

„Das ist ein Erfolgserlebnis, das dem Verein gut tut, und vielleicht schaffen wir es ja sogar, das mit in die Wintervorbereitung hinein zu nehmen“, sagte Mirtic, der sich außerdem freute, mit dem 45-jährigen Michael Dahmen den wohl ältesten Hallenfußball-Stadtmeister aller Zeiten im Team gehabt zu haben.