Handball SG Ratingen nimmt Tabellenspitze ins Visier
Ratingen. · Die Handballer überwintern auf dem fünften Rang der Regionalliga. Die zuletzt vollzogenen Veränderungen machen das Team zu einem echten Titelanwärter.
Was den Abend nach dem 32:20-Sieg der SG Ratingen in der Handball-Regionalliga gegen den TV Jahn Köln-Wahn trübte, war die Verletzung, die sich Yannik Nitzschmann nach dem Spiel zuzog: Der Linksaußen wollte von der Tribüne in die Kabine eilen, blieb auf einer Stufe hängen und knickte böse um. Die schillernden Farben Blau und Rot, die seinen rechten Fuß am gestrigen Montag zierten, sahen so gar nicht nach einer gesunden Extremität aus. Ob Nitzschmann im ersten Spiel des Neuen Jahres am Samstag, 11. Januar, auflaufen kann, ist damit offen.
Dabei wird es auf diese Partie ankommen, wenn es noch etwas werden soll mit einer Rückkehr ins Titelrennen für die SG, die den Aufstieg in Liga drei als Saisonziel ausgegeben hat. Denn der derzeitige Tabellenfünfte muss dann zum Zweiten TV Korschenbroich, und sollten die Ratinger in der Waldsporthalle gewinnen, wären sie bis auf einen Minuspunkt – sie haben aktuell neun – am TVK (derzeit sechs) dran. Ganz vorne steht weiterhin der TuS Opladen, der aber auch nicht unbezwingbar ist, wie die vier Minuspunkte belegen. Es kann also noch etwas gehen für die SG, sofern sie den Nachweis erbringt, dass sie auch gegen Topteams gewinnen kann. Schließlich gingen die Duelle gegen Opladen und den Tabellendritten TV Rheinbach verloren, nur der 41:30-Kantersieg gegen den Tabellenvierten TSV Bonn hübscht die Bilanz gegen über ihr stehende Mannschaften auf.
Dieses Spiel markiert allerdings auch den Beginn der Serie, die die Ratinger erst wieder in Blickweite zur Spitze gebracht hat. Mit nun vier Siegen in Folge – nach Bonn allerdings auch gegen die Kellerkinder Remscheid (Zwölfter), Siebengebirge (13.) und eben Köln (Elfter) – haben sie sich von Rang elf vorgearbeitet und stellen mit nun 340 Toren in elf Spielen den klar besten Angriff der Liga.
Vor allem da hat das Team gelernt: Wo am Anfang der Saison viel bis zu viel an den individuellen Fähigkeiten der Rückraumspieler Filip Lazarov, der sich häufiger mal in seinen Aktionen verzettelte, und Alexander Oelze hing, ist die Offensive nun im sogenannten gebundenen Spiel breiter aufgestellt und nutzt so die Räume besser. Im Saisonverlauf hat auch Ace Jonovski als Trainer dazugelernt, er konterte zum Beispiel gegen Köln die doppelte Manndeckung gegen Oelze und Lazarov, indem er seinen Torwart zugunsten eines siebten Spielers vom Feld nahm – so mussten die Kölner sich wieder zurückziehen.
Zudem kommt die SG über Gegenstöße, Schnelle Mitte und Zweite Welle zu mehr „einfachen“ Toren, seit sie keinen zweifachen Angriff/Abwehr-Wechsel mehr hat. Da Jonovski aus dem Innenblock komplett auf die Trainerbank ging, bleibt Oelze nun auch in der Deckung auf dem Feld – so gibt es nur noch den Wechsel von Lazarov zu Thomas Bahn, der Schnelle Mitte und Zweite Welle anzieht und erst dann von der Platte geht, wenn es keine Torchance mehr gibt. Aus der Abwehr kurbelt die SG ihr Offensivspiel gut an, dennoch ist Jonovski noch nicht voll zufrieden mit der Deckung: „Wir mussten das Spiel eigentlich früher zumachen. Ich finde 20 Gegentore in unserem Wohnzimmer zu viel“, sagte er nach dem Köln-Sieg. Dazu muss man wissen: Den mazedonischen Ex-Abwehrchef ärgert jeder Gegentreffer, er würde am liebsten zu null gewinnen. Das dürfte allerdings ein Traum bleiben.