90-jähriger Schwimmer: Der Fritz zieht seine Bahnen
Seit mehr als 40 Jahren schwimmt der 90-Jährige in aller Frühe in der Wasserwelt.
Wülfrath. Er zieht seine Bahnen. Nicht rasend schnell, aber stetig. „Wie viele? Die hat nur Alt-Bürgermeister Schiller gezählt, ich schwimme auf Zeit“, sagt Fritz Soditt, wendet und schwimmt weiter.
50 Minuten, 55 Minuten — und das dreimal die Woche. Seit mehr als 40 Jahren ist der Wülfrather Frühschwimmer aus Passion. Am Mittwoch ehrte die Stadt Soditt, der im vergangenen Monat seinen 90. Geburtstag gefeiert hat.
„Der Fritz ist immer freundlich“, sagt Frühschwimmerin Marianne Rutter. „Immer ein Lächeln, so kennen wir ihn“, sagt Sportler Ulrich Bockemühl. So früh am Morgen ist die Zahl der Schwimmer im Becken der Wasserwelt überschaubar. 15 bis 20 Frauen und Männer kommen, sagt Schwimmmeister Heiko Dietrich.
Zumeist sind es Rentner, nur wenige Berufstätige bringen vor Arbeitsbeginn ihren Kreislauf auf Touren. Fritz Soditt ist meistens dabei. „Früher viermal in der Woche. Aber mein Arzt hat gesagt, ich soll kürzertreten“, sagt der Jubilar mit einem Schmunzeln — die nächste Wende im Becken.
Im Hallenband, das 1970 eröffnet wurde, war er Frühschwimmer der ersten Stunde. Auch zu Freibad-Zeiten war Fritz Soditt schon aktiv, „auch wenn ich in den Club der Frühschwimmer erst in den 1970ern von Ulrich Schiller aufgenommen wurde“. Das dazu gehörige Schreiben hat er noch. Und einen Artikel aus der WZ aus dem Jahr 1976:
Da wurde der Frühschwimmer mit der längsten Strecke von seinen Freunden geehrt — mit einer Mini-Häkel-Badehose in blau und weiß. „Normalerweise hat immer Schiller gesiegt“, erinnert sich Soditt, der früher für Kalk gearbeitet, „wie ja fast alle Wülfrather“.
Immer in Bewegung sein — das will Soditt. So geht er zu Fuß von seiner Wohnung in der Siedlung „Zur schönen Aussicht“ zur Wasserwelt. „20 Minuten sind das mindestens“, sagt er.
Im Hallenbad schätzt er die morgendliche Stimmung. Und: „Wir kennen uns ja alle.“ Auch wenn die Zahl der „alten Frühschwimmer“ immer kleiner wird — wie mehrere Besucher an diesem Morgen feststellen.
In der Cafeteria hat das Schwimmmeister-Team eine kleine Kaffeetafel aufgebaut. Soditt will sich nicht alleine feiern lassen. Er hat alte Zeitungsartikel mitgebracht — und Fotos. Erinnerungen werden wach — vom Wacholder, den es zu trinken galt, wenn man im Freibad zwei Bahnen geschwommen hatte, zum Beispiel.
Diese Episode steuert Alt-Schwimmmeister Erwin Beek bei — „den kenn’ ich“, sagt Soditt — und alle lachen. Die Überraschung ist geglückt.
„Wir brauchen eine neue Generation an Frühschwimmern“, sagt Wasserwelt-Betriebsleiter Gerd Höhndorf. „Fritz Soditt hat da eine Vorbildfunktion“, findet Sport-Dezernent Hans-Werner van Hueth. Ein Eintrittsgutschein für die Wasserwelt über 90 Tage überreicht er als Geschenk an den Senior. Fritz Soditt freut sich und lächelt. Bescheiden ist er auch, der freundliche Fritz.