Abflug ins politische Abseits

Gymnasiasten unternehmen eine kabarettistische Reise mit einem aktuellen „Bordprogramm“. Die Zuschauer haben ihren Spaß.

Wülfrath. Bei den Proben meinte Alex Göke (18) noch, Ziel der Gruppe sei es, den Deutschen Comedy-Preis zu gewinnen. Nach der Premiere ist er sich sicher: „Den haben wir locker in der Tasche!“ Am Montagabend brachte die Kabarettgruppe „Scusi“ des städtischen Gymnasiums in Wülfrath ihr Programm „Scusi Line — Wir halten, was andere versprechen!“ auf die Bühne.

Mit Liedern, Gedichten und Kabarettszenen präsentierten die Schüler der Jahrgangsstufe 12 viele aktuelle Themen mit Witz und Humor. Als es nach dem „Boarding“ dunkel im Gemeindehaus am Pütt wurde, begrüßte das Bordpersonal die Zuschauer mit den Worten: „Herzlich willkommen an Bord der Boeing A 380 auf dem Flug 911 von Wülfrath am Pütt ins politische wie gesellschaftliche Abseits.“

Wie für alle Fluglinien vorgeschrieben, hatte auch „Scusi Line“ für die Sicherheitsvorkehrungen gesorgt: „Unter den Sitzen befinden sich Euro-Rettungsschirme für Abstürze über Griechenland, Irland oder Portugal. Im unwahrscheinlichen Fall einer Finanzkrise fallen Schecks zur Bankenrettung aus der Decke.“ Und als Verpflegung kündigte das Bordpersonal Ölsardinen aus dem Golf von Mexiko und Dioxin-Eier an.

Im Entertainmentprogramm der Airline wurden viele aktuelle Themen aufs Korn genommen: Facebook, Atomkraftwerke, Finanzkrise, Angela Merkel, die Identifikationsnummer, die Ölkrise, Gorch Fock, Thilo Sarrazin, Guttenberg und vieles mehr.

So wunderte sich ein Pauschaltourist, als er aus dem Urlaub nach Hause kam, über sein verwüstetes Haus: „Wie sieht es hier denn aus? Hat hier jemand eine Riesenparty gefeiert? Dabei habe ich doch extra bei Facebook gepostet, dass wir nicht zu Hause sind.“ Warum die Banken sich nicht selbst aus der Krise helfen, wurde in dem Stück „Das todsichere Geschäft“ so erklärt: „Hast Du jemals einen Bauern erlebt, wo die Schweine entscheiden, den Stall selbst auszumisten?“

Dies sind nur einige Ausschnitte aus dem breit gefächerten Programm der Truppe. Am Ende waren sowohl die Zuschauer als auch Schauspieler selbst begeistert. Patrick Bongardt (20) verriet: „Wir hatten viel Arbeit in den vergangenen Wochen, aber die Aufführung war besser als jede Probe.“

Die 18-jährige Dominique Möller mag das Fach Kabarett viel lieber als normalen Unterricht: „Super finde ich, dass wir so unsere Meinung offen vermitteln können.“ Phillip Schickenberg (18) freute sich, dass er das Publikum zum Lachen bringen konnte: „Die Erfahrung, vor relativ vielen Leuten etwas aufzuführen, ist sehr hilfreich und hat uns allen gefallen.“

Zuschauer Lasse Krieger (20) fand es „klasse, wie die Gymnasiasten ihre eigene Generation aufs Korn nehmen“. Er war so begeistert, dass er auch zur nächsten Aufführung am Mittwoch kommen möchte.