Analyse: Hoffnungsträger für die CDU

Als erste Partei präsentierte jetzt die CDU ihren Spitzenmann fürs Bürgermeisteramt: Stephan Santelmann.

Ratingen. Die Nervosität hat er gut im Griff, seine strahlend blauen Augen blitzen, redegewandt und mit jugendlichem Elan spricht Stephan Santelmann über seinen beruflichen Werdegang, seine Erfahrungen in der Politik und seinen Wunsch - Bürgermeister in Ratingen zu werden. Der 42-Jährige ist der neue Hoffnungsträger der Ratinger Christdemokraten, die ihn jetzt als Spitzenkandidaten für die Kommunalwahl präsentierten.

Bis zuletzt hatten es Stadtverbands- und Fraktionsspitze geschafft, den Namen des Kandidaten geheim zu halten. Nicht einmal altgediente Parteikollegen hatten eine leise Ahnung über diese wichtige Personalie. Erst in der Sitzung des Vorstands des CDU-Stadtverbandes, zu der auch die Vorsitzenden aller Ortsverbände und anderer CDU-Vereinigungen eingeladen waren, wurde Santelmann vorgestellt und "einstimmig" als Spitzenkandidat empfohlen. Dass das "einstimmig" besonders betonte wurde, zeigt auch, dass die Ratinger CDU in sich überhaupt nicht einig ist. Aber es wäre ja ein verhängnisvolles Zeichen gewesen, wenn der designierte Spitzenkandidat nicht die gesamte Partei hinter sich hätte. Am 10.September soll die Mitgliederversammlung den derzeitigen Leiter des Kölner Sozialamtes dann zum Herausforderer von Bürgermeister Harald Birkenkamp (Bürger Union) wählen.

Partei- und Fraktionschef bezeichnen Santelmann als "Glücksfall für die CDU und für Ratingen". Der studierte Politikwissenschaftler kann trotz seines jungen Alters auf eine beachtliche Karriere blicken (siehe Info). Seit 2003 leitet er das Kölner Sozialamt - das größte im ganzen Land. Das allein hat mehr Mitarbeiter als die gesamte Ratinger Verwaltung. Seine Verwaltungserfahrung soll Santelmann auch gegen den jetzigen Amtsinhaber Birkenkamp in die Waagschale werfen. Der ist zwar noch nicht offiziell nominiert, es gilt aber als sicher, dass er wieder antreten wird. Das verspricht einen spannenden Wahlkampf, bei dem Kandidaten der anderen Parteien schnell blass aussehen können.

In der Domstadt bescheinigt man Santelmann, er sei ein "Teamarbeiter", der auf Menschen zugeht und sie in Entscheidungen einbindet. Als "Profi mit Herz" lobt ihn Rolf Steuwe. Er war es auch, der Santelmann beruflich kennengelernt und dann die Kontakte geknüpft hatte.

Aller innerparteilichen Spannungen zum Trotz zeigen sich die CDU-Chefs optimistisch, dass es den Christdemokraten gelingen wird, "das bei der Wahlniederlage verlorene Terrain wiederzugewinnen. Mit einem guten Frontmann gibt es ein gutes Ergebnis." Dazu komme, dass der Kölner als Außenstehender völlig losgelöst "von allen Verflechtungen" sei. Andererseits haben es Auswärtige - in schlechter Tradition - in Ratingen besonders schwer, sich mit lokalen Themen zu positionieren.

Santelmann weiß, dass er jetzt oft zwischen Ratingen und Köln pendeln muss. Bei mehreren Besuchen zusammen mit seiner Frau habe er Ratingen als "tolle, sympathische Stadt" erlebt. In nächster Zeit will er die Menschen, Vereine und Unternehmen kennenlernen. Den Anfang macht er gleich morgen - beim Familienwandertag der Höseler CDU, der zum Promiauflauf wird. Denn auch Steuwe, Vielhaus und Droste wandern mit.