Ratingen: Evers mag es überschaubar

Porträt: Manfred Evers, einziger Linker im Rat, lebt sehr gerne in Ratingen – aber nicht nur dort.

Ratingen. Er hat es eilig. Mit schnellen Schritten geht Manfred Evers durch den Wald vorbei am Märchenzoo - mit nur einem Ziel: er will den Blauen See sehen. Und das von einem Hügel aus. "Denn hier hab ich die beste Aussicht auf die schöne Landschaft", sagt Manfred Evers. Dass der See ihn so begeistert, hat einen klaren Grund: Evers erinnert sich nur allzu gerne an seine Kindheit zurück. "Und wenn ich hier stehe, die Felsen, das Wasser und den Wald sehe, dann fühle ich mich wieder wie ein Achtjähriger."

Denn als kleiner Junge hat er oft im Wald mit seinen Freunden Cowboy und Indianer gespielt. "Eine herrliche Sache. Wir fanden das immer sehr abenteuerlich." Überhaupt: Seine Kindheit spielt für den heute 51-Jährigen eine große Rolle. Nicht zuletzt, weil im Hause Evers "immer was los war und viel diskutiert" wurde. Thema Nummer eins am Esstisch der Evers-Sippe: die Politik. "Daher war es klar, dass ich mich politisch auch engagiere."

Mit 17 Jahren war er zunächst Anhänger der SPD. Im Laufe der Zeit passte ihm die Politik der Sozialdemokraten aber nicht mehr. So ließ er sich bei der Kommunalwahl 2004 für die Ratinger Linke auf die Wahlliste setzen und wurde in den Stadtrat gewählt. Wenn er gerade mal nicht im Auftrag der Wähler arbeitet, ist er Justizangestellter beim Oberlandesgericht in Düsseldorf.

Dort hat er auch mit 19 Jahren seine Frau kennen gelernt, wohnte lange mit ihr in der Landeshauptstadt. Nur fünf Jahre waren die Evers nicht in Deutschland. "Da hat es uns in die Niederlande verschlagen, weil wir uns dort zunächst niederlassen wollten." Doch der Spagat mit den Jobs in Deutschland war zu groß. Die beiden kehrten ins Rheinland zurück, diesmal aber nach Ratingen, weil sie hier ein schönes Heim gefunden hatten.

"Ich lebe gerne hier und bin zufrieden", stellt der Kommunalpolitiker fest. "Ich schätze es sehr, dass die Leute sich in Ratingen noch kennen und nicht alles so anonym ist wie in einer Großstadt. Das merke ich zum Beispiel auf dem Markplatz. Dort treffen sich die Leute, bleiben stehen und reden lange miteinander."

Es gibt aber auch Dinge in der Stadt, mit denen er unzufrieden ist. Etwa die Flüchtlingspolitik oder die ganze endlose Geschichte mit dem Rathausneubau. "Diese Themen haben mich frustriert oder tun es noch immer", sagt er. Aber das gehöre zum Geschäft des Kommunalpolitikers. Evers weiß auch, wie er seinem Ärger Luft machen kann. "Um meinen Frust zu kompensieren, gehe ich am besten zu einem Fußballspiel von Fortuna Düsseldorf. Da kann ich dann die Mannschaft anfeuern, mich aufregen, schreien, alles einmal rauslassen." Oder er fährt nach Ostfriesland. Da kann er ebenfalls zur Ruhe kommen, sagt Evers. "Meine Frau und ich fahren da schon seit Jahren hin. Und mein Traum ist es, dass meine Frau und ich, dort unseren Ruhestand genießen."