Ausstellung in Velbert: 70. Jahre Pogromnacht

Besonders eindrucksvoll die Fotos von Nils Schmidt: Stacheldraht, Eisenbahngleise in den Tod, Schlösser und Haken - mit "Symbole des Terrors" überschreibt er passend die Fotografien.

Velbert. "Von dem 25 Meter Turm konnten wir das Ende der Auschwitz-Anlage nicht sehen. Die Größe des Konzentrationslagers ist gigantisch. Man kann es kaum glauben. Man muss es mit eigenen Augen gesehen haben", sagt Melina Siragusano.

Das Unbegreifliche annähernd begreiflich machen, Erzähltes nachvollziehen können, die Grausamkeit fühlen - die Schüler der oberen Klassen der Gesamtschule Velbert machten sich im Januar auf die nicht einfache Reise nach Auschwitz, um in der direkten Konfrontation zu verstehen, was kein Geschichtsunterricht und kein Film vermitteln können.

"In unserer Schule wird das Thema Nationalsozialismus sehr ernsthaft betrieben. Kein Schüler soll diese Schule verlassen, ohne einen solchen Ort erlebt zu haben", so Schuldirektor Gerd Schäfer.

Die gewonnenen Eindrücke möchten die 52 Schüler der 10., 11. und 12. Klassen jetzt anderen zugänglich machen. Mit ihrer Ausstellung "Mit eigenen Augen sehen, wovon andere nur reden" in der Sparkasse Friedrichstraße eröffneten sie am Dienstagabend in feierlichem Rahmen die "Woche der Erinnerung".

Bürgermeister Stefan Freitag zitierte bei der Eröffnung Alt-Bundespräsident Richard von Weizsäcker und sprach damit den Jugendlichen aus der Seele: "Wer vor der Vergangenheit die Augen schließt, wird blind für die Gegenwart."

70 Jahre Reichskristallnacht - die Velberter wollen zurückschauen, um der jüdischen Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft zu gedenken. Stadt, Volkshochschule, Bergischer Geschichtsverein und viele Velberter Schulen sind dabei.

Die Ausstellung der Gesamtschüler zeigt die prägenden Eindrücke, die alle von dieser Reise mitnahmen. Fotos, Texte, Gedichte und Kunstwerke erzählen von den Erlebnissen der Schüler.

Besonders eindrucksvoll die Fotos von Nils Schmidt: Stacheldraht, Eisenbahngleise in den Tod, Schlösser und Haken - mit "Symbole des Terrors" überschreibt er passend die Fotografien.

Auch persönliche Gegenstände der ermordeten Juden, wie Zahnbürsten, Schuhe, Brillen und Haare, sind abgelichtet - die letzten Überreste ihrer Existenz.

Das Bild von Melina Siragusano und Zerina Berovic zeigt einen schwarzen Raben, der eine Friedenstaube in Stacheldraht einfängt und über ein rotes Meer fliegt. Die Skulptur von Patrick Rosenbaum, ein Herz, windet sich ebenfalls im Stacheldraht.

Die Ausstellung spiegelt deutlich die Ergriffenheit und auch das Entsetzen wider, das die Schüler auf ihrer Fahrt erlebt haben. Nun wollen sie die Geschichte weiter erzählen, damit sie als Mahnung immer bestehen bleibt.