Kreis Mettmann Bauern wegen niedrigem Milchpreis in Sorge
Der Milchpreis ist so niedrig, dass der Wülfrather Landwirt Frickenhaus seine Kosten nicht mehr decken kann.
Wülfrath. Landwirt Ernst-Wilhelm Frickenhaus braucht für seine Milch einen Literpreis von 35 Cent, um kostendeckend arbeiten zu können. Derzeit zahlt man ihm 28 Cent. „Das geht an die Substanz, da wird Eigenkapital vernichtet“, sagt der Wülfrather. Weil zu viel Milch auf dem Markt ist, arbeitet der 53-Jährige derzeit für rote Zahlen.
In seinem Betrieb, den er 1997 von seinem Vater übernommen hat, hilft ihm bei der Milchviehzucht mit 110 Kühen lediglich eine 430-Euro-Kraft. „Einen Gesellen könnte ich gar nicht bezahlen“, sagt Frickenhaus, der sich in diesen Tagen selbst nicht mehr für seine harte körperliche Arbeit entlohnen kann.
Martin Dahlmann, Vorsitzender der Kreisbauernschaft Mettmann, kennt die Gründe für die Preiskrise: „Obwohl das Angebot an Milch kaum ausgedehnt wurde, hat der Milchpreis angesichts des Russland-Embargos und schwächelnder Exportmärkte in den letzten Wochen deutlich an Boden verloren.“ Die Rechnung ist einfach: Geht keine Milch mehr nach Russland und ins konjunkturschwächelnde China, führt das in Deutschland zu Preissenkungen, weil das Angebot so groß ist.
In der Verantwortung sieht Dahlmann aber auch den Lebensmitteleinzelhandel: „Der Handel darf seine Marktmacht nicht ausnutzen und zusätzlichen Druck auf die Preise ausüben.“ Immer nur billig, billig — das zerstöre regionale Strukturen, sagt der Vorsitzende auch in Richtung der Verbraucher, die an der Ladentheke entscheiden.
Nicht nur bei der Milch sind die Preise im Keller, auch bei Geflügel, Schwein und Getreide. Letzteres betrifft den Wülfrather Landwirt Christian Gladbach. Er setzt rund 2000 Tonnen Getreide im Jahr um. „Uns fehlen zehn bis 15 Prozent zu den Vorjahrespreisen“, sagt er. Das sei zwar schlecht, für ihn derzeit jedoch nicht existenzbedrohend. „Wir produzieren noch kostendeckend.“
Doch der 38-Jährige merkt auch, dass die Betriebskosten in den vergangenen zehn Jahren immer weiter gestiegen sind, während der Preis für Getreide stagniert. Die Lösung wäre Wachstum. Doch Gladbach sagt: „Über die Fläche zu wachsen ist für uns Landwirte im Kreis sehr schwierig.“ Meistens fehle der Platz. Gladbachs 250 Hektar Grundstück wird etwa vom Rheinkalk-Abbau begrenzt.