Wülfrath Bayerische Landsleute proben wieder

Wülfrath · Nach Monaten der Corona-Abstinenz klingen mittwochs wieder Blasmusiktöne aus der Gaststätte „Zur Kantine“ in Dornap.

Elke Birkelbach-Ernst gibt als einzige Frau im Quartett mit ihrem Akkordeon den Ton an. Johann Ernst, Manfred Müller und Alfred Ottel (hinten, v. l.) vervollständigen die Musikgruppe mit ihren Blasinstrumenten.

Foto: Tanja Bamme

Es liegt eine lückenhafte Probenzeit hinter den Bayerischen Landsleuten, die sich eigentlich einmal in der Woche – jeweils mittwochs – in der Gaststätte „Zur Kantine“ zur gemeinsamen Probe treffen. Corona hat die Treffen in der Vergangenheit stark dezimiert, das Miteinander konnte nur telefonisch stattfinden. „Denn auch online wären wir nicht in der Lage gewesen zu üben“, ist sich Johann Ernst sicher. Er spielt in den Reihen der Musikgruppe eines der beiden Tenorhörner. Vor rund zehn Jahren kam Ernst zu dem Blas­instrument. „Dabei kann ich gar keine Noten lesen, ich orientiere mich nach Zahlen“, gibt er mit Blick auf seine „Notenmappe“ wieder. Den Trick hat er von seinem Musikerkollegen Manfred Müller. „Eigentlich haben wir Hornbläser nur drei Knöpfe. Die Zwischentöne erreichen wir dadurch, dass wir die Rohre in den Tenorhörnern verlängern“, versucht er auf die Schnelle das komplexe Instrument zu erklären.

Die einzige Frau in der Musikgruppe gibt den Ton an 

Den eigentlichen Ton gibt allerdings Elke Birkelbach-Ernst an. Mit ihrem Akkordeon hält sie das Musikquartett auf Spur und verleiht jedem Stück das bekannte und beliebte Schunkelgefühl. Ursprünglich hat Elke Birkelbach-Ernst Klavier gelernt. „Mein Vater hat mit dem Akkordeonspielen angefangen. Einfach weil man es besser transportieren konnte als ein Klavier“, erinnert sie sich. Als ihr Vater starb, übernahm sie seinen Part in der Musikgruppe. „Das ist jetzt mehr als 20 Jahre her“, erinnert sich die einzige Frau im Bunde.

Das Musikinstrument, das am wenigsten nach einem solchen aussieht, wird von Alfred Ottel gespielt. Sechs verschiedene Tonarten schafft seine Mundharmonika, die eigentlich eher einem Automotor in Miniaturformat gleicht. „Spielen kann das heute kaum mehr jemand. Aber ich habe es von meinem Vater gelernt“, erinnert sich der Senior, der ebenso wie seine Musikerfreunde glücklich ist, dass das Vereinsleben wieder langsam Fahrt aufnehmen kann. Am 16. Juni trafen sich die Vereinsmitglieder zum gemeinsamen Stammtisch, eine Woche später fing auch die Musikprobe wieder an. Diese geht klassischerweise jeweils von 18 bis 19.30 Uhr, danach stoßen weitere Vereinsmitglieder zum geselligen Zusammensein dazu. Einmal im Monat findet zudem eine Vereinsversammlung statt.

19 Mitglieder zählen die Bayerischen Landsleute heute noch, Tendenz weiter sinkend. Nachwuchs zu bekommen gestaltet sich allerdings nicht leicht, egal ob als reines Vereinsmitglied oder Teil der Musikgruppe. „Zu voll sind die Kalender der jüngeren Menschen. Nicht zuletzt, weil sie noch arbeiten“, sind sich die Musiker sicher, die ihrer Leidenschaft trotzdem weiter frönen.

Und dass dabei eine ordentliche Portion Spaß mitschwingt, bekommt am vorvergangenen Mittwoch auch Gastwirtin Susi zu spüren, für die in der Corona-Zeit das bekannte Lied „Tante Mizzi“ von den Oberkrainern umgeschrieben wurde.

Das Team des Probenlokals
wird gesanglich gewürdigt

So schallt es aus dem Probenraum nicht etwa „Tante Mizzi“, sondern „Alle lieben Susi“. Und auch Isolde, die die Schnitzel brät und Arthur, der das Bier zapft, werden in dem kurzen Songtext gewürdigt. „Das war eine tolle Überraschung“, bedankt sich das Restaurantteam bei seinen Musikergästen, die eigentlich für wesentlich größeres Publikum proben.

„Im nächsten Jahr möchten wir wieder zu unseren Freunden in den Bayerischen Wald, die in der Nähe von Fürstenzell einmal im Jahr ein großes Fest geben. Dort haben wir 2019 vor rund 1000 Zuschauern spielen dürfen, das war schon ein großartiges Erlebnis“, erinnert sich Elke Birkelbach-Ernst. Corona hat die Treffen zwei Jahre in Folge verhindert. Für das kommende Jahr wurde allerdings bereits eine Einladung ausgesprochen. „Und wir hoffen sehr, dass wir sie annehmen können“, drücken sich die Musikfreunde schon jetzt kräftig selbst die Daumen.