Velbert/Kreis Mettmann Die Beratungsstelle in Velbert wird durch eine Außenstelle gestärkt

Velbert · Verbraucherschützer hatten durch Corona ein sehr stürmisches Jahr.

Mit Sabine Klischat-Tilly konnte Andreas Adelberger 2020 eine zweite Kraft für die Velberter Verbraucherberatungsstelle begrüßen.

Foto: Ulrich Bangert

V „Am letzten Tag vor dem Lockdown konnten wir im vergangenen Jahr in der Stadtbücherei noch eine Veranstaltung zu unseriösen Notdiensten durchführen“, erinnert sich Andreas Adelberger. Der Leiter der Velberter Verbraucherzentrale blickt mit seinem Langenfelder Kollegen Andreas Nawe auf 2020 zurück. „Das war ein sehr stürmisches Jahr. Wir mussten die Beratungsstellen für Besucher schließen“, erinnert sich Regionalleiterin Susanne Voss.

Trotzdem konnte in Velbert mit Sabine Klischat-Tilly eine zweite Kraft begrüßt werden. „Sie konnte sich direkt mit dem Reiserecht beschäftigen.“ Bei Reisekostenrückerstattungen klagt Andreas Nawe über eine schlechte Kommunikation der Unternehmen der Branche, andererseits war den Verbrauchern nicht bewusst, dass die Situation der Reisebüros auch nicht gut war. Wegen der Pandemie wurden die Fitnessstudios geschlossen, das Geld wurde trotzdem eingezogen. Andreas Adelberger berichtet von einer Velberter Studentin, deren Minijob wegfiel und die Monatsbeiträge zurückhaben wollte. „Das waren manchmal bittere Beratungen, gleichzeitig war richtig Musik drin, weil bis ins kleinste Detail geprüft wurde“, erzählt der Verbraucherschützer aus dem Nähkästchen und wundert sich über kuriose Blüten, wenn Menschen in der Krise verzweifelte auf der Suche nach Krediten waren. Da wurden vermeintliche schufafreie Sofortkredite mit kostenpflichtigen Prepaid-Karten und unsinnigen Bonitätsüberwachungen verbunden. Wer den im Kleingedruckten versteckten Forderungen nicht nachkam, der wurde von einem Inkassobüro bedrängt: „Die arbeiten mit harten Bandagen und schrecken auch vor einer Haftandrohung nicht zurück. Wir haben alle Fälle vom Tisch gekriegt“, ist Adelberger erleichtert und rät Betroffenen, nicht vorzeitig die Segel zu streichen.

Andreas Nawe schildert den Fall eines älteren, mobilitätseingeschränkten Herren, der mit Unterstützung einmal wöchentlich einkauft und kein Toilettenpapier plötzlich mehr bekam. „Weil der Druck im wahrsten Sinne groß war, dachte er sich, dass man im Internet alles bekommt und erhielt zwölf Rollen für 77,40 Euro. Durch solche Geschäftemacher in der Pandemie haben wir noch einige vergleichbare Fälle.“

„Viele Probleme entstehen, weil Daten abgefischt werden“ weiß Andreas Adelberger. Er weist darauf hin, möglichst sichere Passwörter zu benutzen. „Im Online-Geschäft ist nicht alles Gold, was glänzt. In einer kürzlich durchgeführten, nicht repräsentativen Umfrage wurde deutlich, dass bei rund ein Drittel die Lieferzeiten nicht eingehalten werden. An erster Stelle liegt Elektronik, gefolgt von Möbeln und Kleidung.“

Wegen entsprechender Förderungen stellte Energieberater Thomas Bertram großen Beratungsbedarf bei Heizungsaustausch sowie zur Photovoltaik und E-Mobilität fest. Seine Angebote haben sich durch Corona stark verschoben: „Das ging über Telefon und Video ganz gut. Das Interesse an Photovoltaik wird wegen der steigenden Kohlendioxidabgaben bleiben, im Kommen ist die Gebäudebegrünung.“

Die Beratungsstellen werden durch das Land NRW finanziert: „Das ist für die nächsten fünf Jahre gesichert“, freut sich Regionalleiterin Susanne Voss über den kürzlich geschlossenen Vertrag mit der Ministerin für Verbraucherschutz. Der Kreis Mettmann beteiligt sich mit 230 000 Euro an der Bau- und Energieberatung. Umweltdezernent Nils Hanheide kündigt an, dass die Beratungsstelle Velbert eine Außenstelle bekommt: „Die Energieberatung wird eine große Rolle spielen.“ Volle Unterstützung kommt vom Velberter Bürgermeister: „Die Arbeit der Verbraucherzentrale war schon vor der Pandemie wichtig und sie wird es bleiben. Wir wissen zu schätzen, was sie für die Stadt leistet“, lobt Dirk Lukrafka. „Sobald die Infektionslage es erlaubt, können wieder Termine für die persönliche Beratung vereinbaren“, kündigt Susanne Voss an.